Drizzt, Kvothe und Co.: Komplizierte Figurennamen
Drüben auf Twitter ging heute Morgen ein Beitrag herum, der Millionen von Harry Potter-Fans eine falsche Aussprache des Namens von Lord Voldemort bescheinigt.
Geht natürlich gar nicht, erinnert mich aber an einen Beitrag aus den unveröffentlichten Untiefen des Blogs über falsch ausgesprochene Figurennamen. (Disclaimer: Wobei „falsch“ natürlich relativ ist, denn es es ist ja Sache der Leserfantasie, die Namen eben so aussprechen zu dürfen, wie es ihre persönlichen Vorlieben und ihr kultureller Background bevorzugen.) Und da ich gerade eh im Zug sitze und eine gewisse Schreiblust verspürte, kommt hier nun meine persönliche Random 5 an Romanen mit schwierig auszusprechenden Figurennamen.
1. „Der Sohn der Sidhe“ von Kenneth C. Flint
Dieses Buch spielt in Irland. Es beschäftigt sich mit keltischer Mythologie. Es steckt also voller irischer/keltischer Namen (die im Buch aber teilweise schon etwas „modernisiert“ wurden). Ja ja, der Fantasyleser, der etwas auf sich hält, weiß natürlich, dass man „Sidhe“ als „Schi“ ausspricht, ein „ch“ hier zum „k“ wird und wie man jemandem auf Gälisch sehr poetisch eine erfolgreiche Suche wünscht („Gum biodh ràth le do thurus“).
Ich war aber 11, als ich das Buch gelesen habe. Ich wusste bis zur Mitte des Buchs nicht mal, dass „Erinn“ Irland sein soll und es brauchte bis zum Nachwort für die Info, dass ich es mit einer Sagen-Nacherzählung zu tun hatte. Da es auch bis zum Nachwort für die Aussprechhilfe dauerte, machte ich also Königin Meave zur Königin „Mief“, „Sidhe“ waren „Side“ und Calatin musste sogar mit „Salatin“ vorlieb nehmen.
War aber nichts gegen die walisischen Namen aus „Die vier Zweige des Mabinogi“ …
2. „Erdzauber“ von Patricia A. McKillip
… war noch vor „Der Sohn der Sidhe“ der erste Fantasyroman, den ich mit 11 in die Hände bekam. Die meisten Namen machen es einem hier relativ leicht. Elrhiarhadon nicht so. Das größere Problem hatte ich aber mit „Heureu“. Coole Figur, aber seien wir ehrlich – auf Deutsch ausgesprochen klingt das bescheuert. Meine Schwester fand das auch und hat irgendwann die Vermutung angestellt, er werde vielleicht „Hiuríu“ ausgesprochen. Damit konnte ich auch besser leben. („Rendel“ hat bei mir aber noch lange den Rekord für den unattraktivsten Namen für eine weibliche Hauptfigur gehalten. Klingt für mich irgendwie mehr nach Objekt als Subjekt. Im englischen Original heißt sie immerhin Raederle.)
3. Die Dunkelelf-Trilogie von R. A. Salvatore
Das Gute an Namen wie „Drizzt“ oder „Zaknafein“ ist ja – sie sind schon wieder so seltsam, dass sich niemand daran stört, ob man sie nun Deutsch, Englisch oder Eigenkreationistisch ausspricht. (Ich frag mich ja eh, ob es in den 80ern einen Battle unter den D&D-Romanautoren gab, wer den unaussprechlichsten Namen durchs Lektorat bringt.)
4. „Harry Potter“ von Joanne K. Rowling
Da es im Tweet um Harry Potter ging, will ich mal nicht so sein und die Reihe ebenfalls aufnehmen. Ich komme aus einer Familie, die zu 50% viel Wert auf die französische Sprache legt. Daher kann ich mich damit rühmen, „Voldemort“ tatsächlich ohne „t“ am Ende ausgesprochen zu haben. Applaus bitte. Danke. Nebeneffekt ist allerdings, dass ich auch viele der anderen Namen französisch ausgesprochen habe – Vernon beispielsweise oder Bellatrix (-ce) Lestrange. (Dank „Sohn der Sidhe“ konnte ich Seamus‘ Namen aber ab Band 3 richtig aussprechen.)
5. „Die Traummeister“ von Jo Zybell
Nein, die Namen hier draus sind nicht wirklich schwer – auch wenn ich bei Ac’man immer Gefahr laufe, einen Superhelden aus ihm zu machen. Das Buch steht hier nur exemplarisch für den High-Fantasy-Wahn, Exotik durch möglichst viele Ypsilons und am Besten noch ein paar Gedankenstriche auszudrücken. Und dann fragt man sich schon mal, ob Algyra, Ombaryon und Co. nun einfach „Algira“ und „Ombarion“ sind, oder ob das Ypsilon die Namen doch etwas dehnen oder einen Ü-Anstrich mit sich bringen soll. (Es gibt größere Übeltäter als Zybell, vor allem, was den Ypsilonismus angeht. Aber „Die Traummeister“ fiel mir gerade als Erstes ein. Pardon.)
Selbstverständlich sieht das alles alt aus neben dem, was sich Lovecraft so geleistet hat. Von Rothfuss‘ Namensgebung hat man den einen oder anderen ja auch schon stöhnen hören und ich hab mit Sicherheit auch irgendwas vergessen, was hier hätte erwähnt werden sollen.
Was meine eigenen Figuren angeht, bei denen finde ich manchmal selbst erst bei Lesungen heraus, wie sie ausgesprochen werden „sollen“. Ryadnes Namen benutze ich allerdings hin und wieder auch als Nickname im Netz und war recht verwundert, als ich dann mal mit „Riadnee“ angesprochen wurde. Wäre nicht drauf gekommen, dass das geht, aber gefällt mir eigentlich sogar besser. (Ich sage aus Gewohnheit trotzdem „Riadne“ und ja, das „y“ hätte man sich natürlich sparen können. Aber hey, man ist dem Genre doch was schuldig. :p)
Liebe Grüße von Alessandra, deren Vor- und Nachname sich erfahrungsgemäß auch ideal für Verwirrungen eignet.
[Text unter CC BY-ND 3.0 DE]
Ich habe früher die Namen aus Elfquest und Die drei Musketiere auch immer total falsch ausgesprochen …
Bei „Die drei Musketiere“ hat mir ausgerechnet Milady immer Probleme bereitet. Ich wusste nicht so recht, ob ich es wie „My-lady“ oder eher als Name, wie „Melody“ mit i, aussprechen sollte 😉
Ist auch irgendwie ne komische Schreibweise 😉
[…] ich schon seit Monaten mit mir ringe, eine Kategorie dieser Art aufzumachen (nicht, dass ich etwas in der Richtung noch nie gemacht hätte). Einerseits genügt das irgendwie nicht meinen qualitativen Ansprüchen […]