Top 7: Fantasybücher, die ich (fast) vergessen habe

2. Juli 2016 6 Von FragmentAnsichten

Vor ein paar Tagen war Disney so freundlich, mich daran zu erinnern, dass die USA am heutigen Datum den nationalen „I Forgot Day“ zelebrieren. Eine Meldung, die mich dazu inspirierte, eine Top 7-Liste der Bücher zu erstellen, an die ich mich nicht erinnern kann, obwohl ich sie gelesen habe.

Es gab dabei allerdings ein Problem, das der Leser in seiner Weisheit vermutlich bereits erkannt hat: Es gestaltet sich schwierig, sich an etwas zu erinnern, woran man sich nicht erinnern kann.

Aus diesem Grund habe ich die Aufgabenstellung abgeändert in „Bücher, an die ich mich fast nicht erinnern kann, obwohl ich sie vor einiger Zeit mal gelesen habe“. Und das waren nach reichlicher Überlegung und großzügiger Inspiration so einige. Ich will dafür nicht mein Gedächtnis verantwortlich machen. Das Ding ist nur, dass ich als Teenager extrem viel gelesen habe und … na jaa,  vielleicht habe ich da manche Bücher zu schnell und dadurch nicht so intensiv oder nicht oft genug gelesen oder … warum rechtfertige ich mich eigentlich?

Was ich eigentlich nur sagen will: Aus praktischen Gründen habe ich die Auswahl auf „Fantasybücher“ reduziert.

Fangen wir an (die Reihenfolge ist dieses Mal beliebig):

(1) Dark is rising 1, 3, 4 + 5 von Susan Cooper

Keltenstuff Nr. 1. Und gleich das beste Beispiel dafür, dass es nichts über die Qualität eines Buchs aussagt, wenn es in dieser Liste auftaucht. Denn tatsächlich fand ich die fünf Dark is rising-Bände verdammt spannend – so viel weiß ich zumindest noch. Ursprünglich kannte ich nur den zweiten Band Wintersonnenwende, der aus irgendeinem Grund oft als Einzelbuch vermarktet wird und auch als Einziges verfilmt wurde. Er gehört zu diesen generationenübergreifenden Phantastik-Klassikern wie Der kleine Hobbit, Die unendliche Geschichte oder Das letzte Einhorn – schon mein Vater hatte Wintersonnenwende gelesen und nun sorgte mein Großvater dafür, dass ich diese Tradition fortführte. Erst eine Internet-Bekanntschaft offenbarte mir einige Zeit später das Geheimnis: Das Buch ist der zweite Teil einer fünfbändigen Reihe! Ich leihte mir die anderen Bände aus, fand sie alle sehr spannend … und habe heute fast keine Ahnung mehr, worum es ging (Wintersonnenwende ausgenommen). Ich habe immer mal mit dem Gedanken gespielt, mir die fehlenden Bände noch zuzulegen und sie wieder zu lesen, aber irgendwie gab es dann doch immer zu viele Alternativen.Woran ich mich handlungstechnisch noch erinnere: Geschwister oder Freunde in Großbritannien. Bände hängen nur lose zusammen. Irgendwie so ähnlich wie 5 Freunde, nur mit keltischer Fantasy. Das Meer spielt eine Rolle, vor allem im ersten Band.

(2) Die vier Zweige des Mabinogi von Evangeline Walton

Keltenstuff Nr. 2. Mein Lieblingsbuch war ja über einen sehr langen Zeitraum Der Sohn der Sidhe von Kenneth C. Flint. Auf dem Buchrücken wurde es mit Die vier Zweige des Mabinogi verglichen, weshalb ich mir dieses natürlich zulegen musste.Hm. Ja. Ganz schöner Wälzer, bestehend aus vier Einzelbänden, die teilweise in den 1930er Jahren geschrieben wurden. Dem gegenüber eine damals 12- oder 13-jährige Leserin, die letztlich doch mehr mit der Version von Bernhard Maier anfangen konnte, die allerdings zu 3/4 aus der Aufzählung walisischer Namen bestand.

Woran ich mich handlungstechnisch noch erinnere: Mabinogion halt. Arawn war irgendwie cool.

Branwen_drudwy

Branwen in einer Szene aus dem zweiten Zweig des Mabinogi

(3) Der Ketzerfürst von Bernhard Hennen

Keltenstuff Nr. 3. Ja, ich habe sehr viel keltische Phantastik gelesen. Nur nicht von Marion Zimmer Bradley. Nachdem ich Der Sohn der Sidhe auswendig konnte und von Die vier Zweige des Mabinogi nicht so richtig überzeugt war, machte ich mich weiter auf die Suche nach würdigen Nachfolgern. Die Wanderer von Caiseal Mór waren mir auf die Dauer zu historisch (und könnten auch in dieser Liste auftauchen), in Der Hund des Culann von Manfred Böckl kam zu oft das Wort „saufen“ vor.* Überzeugen konnte mich dann aber Das Nachtvolk von Bernhard Hennen.Was ich allerdings auch hier lange nicht wusste: Das Buch ist Teil einer Reihe namens Die Nibelungen, in der sich Autoren wie Kai Meyer, Jörg Kastner oder eben Bernhard Hennen mythensynkretistiscaustoben konnten. Und mit Der Ketzerfürst hat Das Nachtvolk einen direkten Nachfolgeband, den ich allerdings eher enttäuschend fand. Was einer der Gründe sein könnte, weshalb ich mich anders als bei Das Nachtvolk kaum noch an Details erinnern kann.

Woran ich mich handlungstechnisch noch erinnere: Volker von Alzey hat Probleme mit irgendeinem Gehörnten und sucht vergeblich nach Neman.

(4) Winterrose von Patricia A. McKillip

Mit der Erdzauber-Trilogie bewies Patricia A. McKillip ihr Talent für spannende Unterhaltung in einem alternativen High Fantasy-Setting. Mit Königin der Träume und Winterrose bewies sie ihr Talent für … nicht so spannende Unterhaltung. Wobei ich zugeben muss: Ich kann mich an beide Bücher so wenig erinnern, dass ich nicht sagen kann, was mich eigentlich gestört hat.Vielleicht würde mir Winterrose heute sogar gefallen. (Königin der Träume habe ich nicht zu Ende gelesen, deshab läuft das jetzt mal außer Konkurrenz.)

Woran ich mich handlungstechnisch noch erinnere: Öh. Schönes Cover. Heiratet jemand?

(5) Der weiße Wolf von Käthe Recheis

Als die Zeitzeugin dieses Buch vor nicht allzu langer Zeit zu einem ihrer langjährigen Lieblinge erklärte, geriet ich ins Schwärmen. Der weiße Wolf ist ähnlich wie Wintersonnenwende so ein Familien-Klassiker bei uns. Mein Vater hat mir davon vorgeschwärmt, eine meiner Schwestern erklärte es zu ihrem Lieblingsbuch – und dann sieht unsere illustrierte Hardcover-Ausgabe auch noch so stylisch aus (siehe Bilder)! Irgendwann habe ich dem „Druck“ also nachgegeben und das Buch gelesen. Ich war nicht ganz so begeistert wie mein Vater und meine Schwester – vermutlich waren die Erwartungen nach ihren Schilderungen zu groß gewesen oder sie hatten zu viel gespoilert. Trotzdem mochte ich das Buch sehr gerne … und erinnere mich jetzt sogar nur noch sehr vage, was eigentlich die Narni sind!Übrigens war ich einigermaßen überrascht, festzustellen, dass Käthe Recheis tatsächlich dieselbe Autorin wie von meinem damals heißgeliebten London, 13. Juli ist, das inhaltlich ja doch in so eine ganz andere Richtung geht. (Wobei ich es ja grundsätzlich schätze, wenn Autoren mehrere Genres bedienen können.)

Woran ich mich handlungstechnisch noch erinnere: Junge kommt in eine Parallelwelt. Er trifft Onari (ist sie nicht eine Prinzessin?). In einer Hütte lebt die Rebellin Nalika, die mir lange Zeit mein Internetpseudonym gesichert hat und nach der ich vermutlich irgendwann mal meine Tochter benennen muss, sollte ich je eine bekommen. Aber was hat das Ganze überhaupt mit einem weißen Wolf zu tun?

(6) Das Heldenlied der Drachenlanze 5 – Unter dunklen Sternen von Michael Williams

Unter Drachenlanze-Fans ist das Heldenlied nicht besonders beliebt. Unter dunklen Sternen schon gar nicht, aber ich fühlte mich lange dazu verpflichtet, das Buch in Diskussionen und Rezensionen zu verteidigen. Sicher, es hatte nicht diese magische Krynn-Atmosphäre, die die Leserlieblingsreihen wie die Chroniken oder die Legenden erfüllte. Aber ich mochte die Geschichte, die befreit vom Haupthandlungs-Ballast und -Bombast der Welt neue Impulse entlockte. Und an die ich mich nicht mehr erinnern kann.

Woran ich mich handlungstechnisch noch erinnere: Irgendwas mit Rittern. Jemand würfelt. In der Fortsetzung Die Stunde des Skorpions kommt glaube ich ein Schiff mit weiblichem Kapitän vor. Taucht nicht auch Kitiara zwischenzeitlich mal auf?

(7) Das Schwert der Wahrheit 1: Das erste Gesetz der Magie von Terry Goodkind

Auf einem Remittenden-Tisch fiel mir als Teenager Terry Goodkinds Das Verhängnis der Schuld in die Hände. Ich las das Buch, befand es als gut und war zufrieden. Bis mich mein damaliger Freund darauf aufmerksam machte, dass ich die Vorgeschichte zu Das Schwert der Wahrheit gelesen hatte (ja, die Geschichte wiederholt sich …). Einerseits – cool, die Geschichte geht weiter! Andererseits – verdammt, mein ganzes Taschengeld geht doch schon für Drachenlanze drauf, und jetzt kommt da noch so eine XXL-Reihe!Wie gut, dass besagter Freund mir alle Schwert der Wahrheit-Bände ausleihen konnte. Ich habe allerdings glaube ich nur den ersten Band durchgehalten, dann habe ich mich spannenderen Büchern zugewendet. Nicht, dass ich die Bücher schlecht gefunden hätte … aber sie haben mich nicht genug gefesselt, um gegen die extreme Konkurrenz der tausend anderen Buchreihen bestehen zu können, die ich zu diesem Zeitpunkt lesen wollte. Daher nicht so überraschend, dass ich mich kaum noch an etwas erinnern kann.

Woran ich mich handlungstechnisch noch erinnere: Irgendwie Kitsch, oder? In Das Verhängnis der Schuld war glaube ich was mit einem Magier und einer schwangeren Frau.

Wer hätte gedacht, dass es so viel zu Büchern zu schreiben gibt, an die man sich kaum erinnert? Dabei habe ich mich noch zurückgenommen. Ich könnte z. B. auch noch erzählen, die glücklich ich damals war, im Koblenzer Bouvier (den es längst nicht mehr gibt) mit Unter dunklen Sternen ein rares Sammlerstück zu entdecken. Aber lassen wir das. Ich habe jetzt jedenfalls wieder Lust bekommen, das eine oder andere der genannten Bücher zu lesen- womit die Liste bald vermutlich ihre Aktualität verliert. 😉

Und wie schaut es bei euch aus? Könnt ihr euch an alle Bücher detailreich erinnern, die ihr gelesen habt? Oder habt ihr auch ein paar Beispiele vom Typ „Worum ging‘ da eigentlich?“ zu bieten? Die Kommentarfunktion ist euer Freund. 🙂


* Davon abgesehen würde mich heute auch die politische Ausrichtung des Autoren … nun, zumindest vorsichtig stimmen.