Juniansichten 2016
Leute, was soll das? Man kann doch jetzt nicht sagen, dass der Juni zu heiß zum Schreiben gewesen wäre, oder? Trotzdem hab ich den Eindruck, als sei die Szene artikeltechnisch im Sommerloch.* Ich meine, klar, es gab da so ein paar andere Themen, die uns in den letzten Wochen beschäftigt haben, aber wann hat so etwas sonst je größeren Effekt auf die Artikelfabrikation gezeigt?
Alle ausgeflogen oder was?
Ein Grund könnte aber auch sein, dass der Phantast dieser Tage eher dazu neigt, dem fröhlichen Eskapismus (hab ich das gerade wirklich geschrieben?) auf verschiedenen Cons zu frönen, die sich als wetterfester denn diverse Musikfestivals gezeigt haben. Da waren beispielsweise der NordCon, das LitCamp Heidelberg oder die Comic Con Germany (noch so eine … aber hey, mit Nathan Fillion!).
Menschen, die auf Preise hoffen …
Oder es sind alle damit beschäftigt, für den Deutschen Phantastik Preis zu voten, der inzwischen schon in die Finalrunde übergegangen ist. Unter den Nominierten finden sich beispielsweise Susanne Pavlovic mit Feuerjäger 1 (Bester deutschsprachiger Roman), Terry Pratchett mit Die Krone des Schäfers (yay!, Bester internationaler Roman), Luzia Pfyl mit Cesario Aero, Grit Richter und Mark Freier bei den Grafikern, Magira beim Sekundärwerk, lauter krasses Zeug bei den Anthologien (Verschlusssache z. B.) und Oliver Plaschkas möglicherweise gar nicht mal so ödes Land bei den Kurzgeschichten. Meine Nennungen sind natürlich völliger Zufall und stellen keinerlei Empfehlungen oder sowas dar.
Ebenfalls aktiv in Sachen Shortlist sind die British Fantasy Awards, die u. a. mit Nominierungen für The Sandman: Overture (dt. Sandman Ouvertüre), Bitch Planet (WTF?), Zen Chos Sorcerer to the Crown (dt. Die Magier seiner Majestät), Joe Abercrombies Half a war (dt. Königskrone), Mad Max: Fury Road oder die Webseite Fantasy-Faction aufwarten.
… oder sie bereits erhalten haben
Bisschen weiter sind bereits die Locus Awards und natürlich der Kurd Laßwitz Preis, die im Juni vergeben wurden. Der Locus ging u. a. an Ann Leckies Ancillary Mercy (dt. Das Imperium – haha!), Naomi Noviks Urprooted, Terry Pratchetts The Shepherd’s Crown (dt. Die Krone des Schäfers) oder Ken Lius The Grace of Kings (dt. Seidenkrieger). Den Kurd Laßwitz Preis konnten dieses Jahr u. a. Andreas Brandhorst für Das Schiff, Neal Stephenson mit Amalthea sowie die Teams vom BuCon und Das Science Fiction Jahr für sich entscheiden.
Auf eZines ist Verlass
Übrigens, so ganz hat die Szene ja doch nicht den Griffel an die Wand gehängt. Mein Blick ist nur sehr selektiv. Nach längerer Wartezeit ist auch die 11. Ausgabe des eZines** Film und Buch erschienen. Alexander Pechmann steuert dieses Mal einen Artikel über die Freundschaft zwischen Henry James und Robert Louis Stevenson bei, Max Pechmann widmet sich dem koreanischen Schul-Horrorfilm und Sabine Schwientek setzt den Superschurken ein kleines Denkmal. Von mir ist ein Artikel über Krankheit in der Phantastik dabei. Ursprünglich ging’s mir vor allem um Fantasy, aber dann hab ich Die Tribute von Panem erwähnt und ma müssen ja begrifflich korrekt bleiben. Sagen die Betaleser.
Außerdem bin ich im Juni auf das indische eZine Mithila Review gestoßen, das monatlich englischsprachige Kurzgeschichten und Artikel veröffentlicht – in der aktuellen Ausgabe geht es beispielsweise um Science, Fiction and Geopolitics in „Baramulla Bomber“ oder um The speculative Ramayana. Alles klar? Schön. Interessierte können sich jederzeit bewerben, die nächste Ausgabe soll sich dem asiatischen Raum widmen (außerhalb Indiens, wenn ich es richtig verstehe).
Vielleicht gibt alles Sinn
Joa, was war sonst los in Sachen Phantastik. Mit Sunspring wurde ein Kurzfilm veröffentlicht, der von einer künstlichen Intelligenz (nennen wir sie Benjamin) geschrieben wurde und allen Autoren Hoffnung gibt, dass sie nicht so schnell von Maschinen ersetzt werden. Aber falls doch und wir alle weichen müssen, könnte die Welt irgendwann so aussehen.
Nun hinfort mit euch, meine Leser, in den Juli (natürlich erst, nachdem ihr den Juni ausgekostet habt).
Und wenn ihr mögt, schaut doch am 2. Juli um 16 Uhr im Dreikönigenhaus in Koblenz vorbei. Dort liest erst Laura Dümpelfeld eine Kurzgeschichte aus Heimchen im Schwert, ehe ich das erste Mal zwei Szenen aus Spielende Götter zum Besten gebe (historischer Augenblick!). Im Anschluss liest außerdem Claudia Mayer aus ihrem Debütroman, der Ende des Jahres bei ohneohren erscheinen soll.
* Außer, es geht um Episodenbesprechungen zu „Game of Thrones“. Ja ja, schon klar, Winter ist da. Würde das eine oder andere erklären. Warum kommt die Serie eigentlich nicht im November?
** Eigentlich sage ich ja Online-Magazin. Gibt es einen offiziellen Unterschied? Macht es einen Namensunterschied, ob etwas als PDF erscheint oder nur angeklickt werden muss? Was macht ein Magazin zum Portal und einen Blog zum Zine? Oh, diese Fragen, diese Fragen!
Kleine Korrektur … Zen Chos Roman heißt im Original „Sorcerer to the Crown“, nicht „… to the Stone“.
Danke. Komisch, wie kam ich denn auf „Stone“ o.O
Das mit online oder e ist wirklich eine gute Frage. Ich sage immer eMagazin. Klingt irgendwie cooler :D.