Aprilansichten 2015
Seit ich die Monatsrückblicke mache, kommt es mir vor, als wären die Monate kürzer o.O Anyway. Die Aprilansichten starten mit einem Märznachtrag: Zwischen Terry Pratchetts Tod und den Buchmesse-Nachlesen ging die offizielle Ankündigung, dass Schmidt & Abrahams demnächst die Tore schließt, fast ein wenig unter und irgendwie war es ja auch schon länger ein offenes Geheimnis. Aber ich will es doch noch mal erwähnt haben. Denn für mich war S&A immer so der Inbegriff an Agentur, wenn es um (deutsche) Fantasyromane ging. Mag daran liegen, dass viele meiner Lieblingsautoren dort unter Vertrag waren, oder weil die beiden Köpfinnen selbst sich immer szenenah gezeigt haben. Das tun sie übrigens auch weiterhin: Natalja Schmidt übernimmt die Fantasy/Sci Fi-Sparte von Knaur, Julia Abrahams geht als Spannung/Fantasy-Lektorin zu Bastei Lübbe. Erhalten bleiben sie der deutschsprachigen Fantasy also und die meisten der Autoren haben, was man so mitbekommt, auch schon neue Agenturen gefunden. Trotzdem finde ich es irgendwie schade, dass sie vom Markt gehüpft sind. Auch, wenn sie mich nicht unter Vertrag nehmen wollten :p Einen Autorenrückblick zur S&A-Zeit kann man auf Oliver Plaschkas Blog lesen.
Der April startete auch für die Phantasten mit ein paar Nachrichten, die man besser nicht allzu ernst nehmen sollte. Wider Erwarten versucht sich Wolfgang Petersen nicht noch einmal an einer Verfilmung von „Die Unendliche Geschichte“ und auch die angekündigte Verlagsgruppe von Amrûn, Art Skript Phantastik, Ohneohren und Torsten Low war ab dem 2. April kein Thema mehr. Fieserweise kündigten die Indieverlage ihr angebliches Vorhaben bereits im März an, was ihnen einen gewissen Glaubwürdigkeitsvorsprung gegenüber der Konkurrenz verschafft hat. Erste Zweifel kamen aber auf, als der neue Verlagsname „AmArOhneLow“ samt Herzchenlogo präsentiert wurde. Letzte Zweifel wurden mit der Pressemitteilung ausgeräumt. Obwohl … einzelne Autoren waren selbst danach noch im Was-soll-das-denn-Modus. Zur Unterhaltung der anderen. 😉
Kein Aprilscherz war der Start der Verfilmung von „Mara und der Feuerbringer“ am 2. April. Wie schon an anderer Stelle geschrieben, hat es mich positiv überrascht, dass Krappweis dieses Projekt überhaupt gestemmt bekommen hat (wie es überhaupt dazu kam, lässt sich z.B. hier nachlesen). Zumal ich den Roman sehr mochte. Innerhalb der Szene kommt der Film bisher auch extrem gut an. Außerhalb weniger. Bzw. außerhalb läuft der Film komplett unterm Radar, was viele Leute zu vielen Mutmaßungen über die Gründe veranlasst hat. Einige brechen es komplett darauf runter, dass die breite Masse dem deutschen Fantasyfilm keine Chance geben will. Ja, das spielt sicher eine Rolle. Als deutschsprachiger Fantasyautor hat man’s schon schwer, aber ich glaube, für die Regisseure sieht es noch weitaus schwärzer aus. Was ich persönlich nicht nachvollziehen kann: „Wir sind die Nacht“ halte ich beispielsweise für völlig unterschätzt und man kann ja über die „Liebe geht durch alle Zeiten“-Verfilmungen sagen was man will – bei der Zielgruppe kommen sie aber an. Das auch unter den Phantasten immer wieder aufgekommene Genörgel über deutsche Fantasy-/Phantastikfilme geht mir jedenfalls schon lange auf die Nerven. Trotzdem glaube ich nicht, dass hier das alleinige Problem liegt und von YouTube-Kommentaren auf das gesamte deutsche Publikum zu schließen, wäre arg verkürzt. Andere suchen die Schuld bei den Kinobetreibern, die den Film zu undankbaren Zeiten zeigen und demonstrieren dabei ihren eingeschränkten Blickwinkel. Nun, mein Blickwinkel ist auch eingeschränkt, also will ich mich nicht dazu hinreißen lassen, noch mehr Mutmaßungen anzustellen (auch wenn ich es schon seltsam finde, wie spät die beiden Trailer überhaupt erst in Umlauf gebracht wurden).
Stattdessen ein paar Worte zum Film selbst: Ich fand ihn mittelmäßig. Mittelmäßig heißt nicht schlecht, auch wenn einige das (ebenso wie bei 3-Sterne-Rezensionen) gerne so verstehen. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt – Drehbuch stimmt, die meisten Rollen wurden ideal besetzt, die Genreanspielungen sind nett und optisch lässt sich auch nichts meckern. Aber stellenweise ist der Film … na ja, schon bissel kindisch. Viele von Maras Sätzen, die im Roman angenehm lakonisch rüberkamen, wirken ausgesprochen eher albern. Was auch an Lillian Prents Spiel liegen dürfte. Es tut mir irgendwie leid, das sagen zu müssen, aber ihre tonlos-resignierte Mara-Darstellung ist zeitweise anstrengend. Hinzu kommen die Mobbing-Sequenzen, die anders als im Buch unangenehm klischeehaft dargestellt sind. Letztlich wird „Mara …“ nicht nur als Familienfilm beworben – es ist auch einer. Und zwar einer für Familien mit jüngeren Teenagern. (Was natürlich auch vollkommen in Ordnung ist. Aber soweit ich das verstanden habe, will der Film ja wie das Buch eher All Age sein.) Unterm Strich also ein unterhaltsamer Film, den ihr euch alle mal anschauen solltet. Aber den Begeisterungsstürmen kann ich mich nur bedingt anschließen.
Neben „Mara“ und der irgendwie schon obligatorischen Marvel-Verfilmung gibt’s im Kino mit „Ex Machina“ derzeit noch mehr Phantastik zu sehen. Was wiederum die Zeit bewogen hat, einen Artikel namens „Science Fiction: Männerfantasie Cyborg“ zu veröffentlichen. Weil die Zeit aber immer noch die Zeit ist, werden Sci Fi-Fans schneller vergrault, als sie mit dem eigentlichen Artikel starten können. Dabei ist der Artikel selbst gar nicht schlecht: Er bietet spannende Ansätze und ich halte die zentrale These – dass „weibliche“ Cyborgs oder Androiden vor allem als erbaute Männerfantasien dienen – durchaus für haltbar; von Verweisen wie jenem auf die mythologischen Hintergründe ganz zu schweigen. Nur leider versteift sich die Autorin völlig auf diese eine These und verliert alle mitspielenden Aspekte aus dem Blick. Es ist wohl eine neue Berufskrankheit, dass ich in Hinblick auf Zeichenbegrenzung und Zielgruppe ein gewisses Verständnis dafür habe. Trotzdem – schade, da wäre noch mehr drin gewesen.
Apropos Artikel: Anlässlich des Starts der 5. Staffel von „Game of Thrones“ hat Alexander Matzkeit auf seinem (ohnehin sehr empfehlenswerten) Blog mal wieder mit Kollegen die Zeitschriftenlandschaft gameofthronifiziert.
Derweil widmen sich die Phanwelten lieber einem älteren Fantasy-Klassiker und veröffentlichenen einen unterhaltsamen Städteführer für Minas Tirith. Keine weiteren Artikel veröffentlicht dagegen bekanntermaßen das Jahrbuch Magira. Warum das so ist, kann man in diesem Interview mit Hermann Ritter nachlesen. Eine Auflistung weiterhin Artikel veröffentlichender Phantastik-Magazine findet ihr wiederum hier. 😉
Abschließend noch der Hinweis auf die Aktion Blogger schenken Lesefreude. Wie schon 2013 und 2014 wurde auch dieses Jahr wieder anlässlich des Welttag des Buches am 23. April auf zahlreichen Blogs das ein oder andere Buch verlost. Auch viele Phantastik-Werke finden sich in der offiziellen Liste und einige der Verlosungen laufen noch. Meine zum Beispiel. 😉
So, und nun tanzt schön in den Mai. Happy Beltaine, Walpurgisnacht und Tag der Arbeit. Vergesst nicht, dass der Mai den Gratis Comic Tag und die Role Play Convention mit sich bringt 🙂
[…] im TV, hat sich wiederum Kathleen Hildebrand in der Süddeutschen angenommen. Ebenso wie der in den Aprilansichten vorgestellte Zeit-Artikel zu Cyborg-Fantasien hat auch dieser einen spannenden Kern, der aber noch […]