„Das Lied des Herbstmondes“, eine Buchstabenjagd …

„Das Lied des Herbstmondes“, eine Buchstabenjagd …

13. Oktober 2021 1 Von FragmentAnsichten

…. und ein paar allgemeine Gedanken zu illustrierten Romanen

Öfter mal was Neues: Am heutigen Mittwoch nehmen die Fragmentansichten an der Buchstabenjagd zu Christina Löws „Das Lied des Herbstmondes“ teil, ihrer heute erscheinenden Neuinterpretation des Märchens um Jorinde und Joringel.

Buchstabenjagd? Genau, Buchstabenjagd! Die ganze Woche über könnt ihr auf verschiedenen Blogs Buchstaben sammeln und dabei mehr über das Buch erfahren. Am Ende ergibt sich aus den Buchstaben ein Satz, mit dem ich an einer Verlosung zum Roman teilnehmen könnt. Alle Infos zur Aktion und die teilnehmenden Blogs könnt ihr diesem Beitrag auf der Website der Märchenspinnerei entnehmen.

Schon bevor Christina fragte, ob ich an der Aktion teilnehmen möchte, fiel mir das Buch auf. Erstens, weil es von Christina ist – von Gegenlichtlesen bis zu einem kurzen Mephisto-Intermezzo sind wir einige Projekte zusammen angegangen und da schaue ich natürlich auch, was sie sonst so treibt. Daneben haben mich aber auch die Illustrationen von Dominik Peter gecatcht, von denen Christina einige vorab über ihren Instagram-Account gezeigt hat.

Ich schätze die Verbindung aus geschriebenem Wort und Illustrationen sehr. Zu den ersten Fantasyromanen brachten mich auch deren Cover-Ästhetiken, die hier eine größere Rolle spielen als in vielen anderen Genres. Auch dass ich der Drachenlanze-Reihe so lange die Treue gehalten habe, lag mit an den begleitenden Illustrationen von Larry Elmore, Matt Stawicki und Co. Heute mögen die nicht mehr ganz meinen Geschmack treffen, zumindest nicht alle. Aber ihrerzeit haben sie mir geholfen, in der Welt Krynn zu versinken.

Ab 2003 verschwanden die Illustrationen langsam von den Drachenlanze-Covern, und auch sonst wurde die Ästhetik um Schwert, Drache und Wallehaar von der Ära der Fotocover ersetzt. Die spiegelten meist höchstens die Atmosphäre des jeweiligen Buches wider, ohne sich groß darum zu kümmern, ob Haar- oder Hautfarbe der Gezeigten mit denen der Figuren übereinstimmten.

Hintergrund dieser Abkehr waren ein im Wandel begriffenes Genre, Kostenfragen, aber auch Rückmeldungen von Lesenden, wonach die allzu eng am Inhalt orientierten Illustrationen störend seien. Ich kann diese Haltung ein Stück weit verstehen – wenn die Illustrationen nicht zum Buch passen, kann mich das ziemlich rausreißen. Doch wenn sie passen, können sie die Atmosphäre eben auch verdichten. Manchmal liegt der Fokus auf dem Text und die Illustrationen – die heute oft eher Objekte oder Szenerien anstatt Figuren zeigen – sind eine stimmungsvolle Dreingabe (z. B. in „Die Sturmlicht-Chroniken“ oder „Die Krone der Sterne“). Manchmal ist es genau umgekehrt (z. B. in „Favole“, Cris Ortegas „Forgotten“ oder „Sylvie und die verlorenen Stimmen“). Und manchmal steht beides in perfektem Einklang (z. B. in „Drei Hexen, drei Katzen und die singenden Mäuse“).

Aus Autorensicht mag ich zudem das kooperative Moment der Zusammenarbeit mit Illustrator*innen. Ich fand es schlicht faszinierend, wie es Tatjana Kirsten gelang, aus ein paar wenigen Anmerkungen und Textschnipseln Bilder zu kreieren, die der Atmosphäre aus meinem Kopf und damit den Sommerlanden ein perfektes Gesicht gegeben haben.

Wenn ich illustrierte Romane lese, interessiert mich daher, wie schreibende und illustrierende Person zusammengearbeitet haben. Entsprechend habe ich auch Christina und Dominik Peter zwei Fragen zu ihrer Zusammenarbeit gestellt und es kamen spannende Einblicke dabei heraus:

Wie kam die Zusammenarbeit am Buch zustande?
[Christina] Dominik und ich kennen uns schon seit einigen Jahren – ursprünglich durch ein Schreibseminar an der Uni. Später haben wir durch eine von mir initiierte Schreibgruppe weiter Kontakt gehalten bzw. tun das bis heute. Vor einiger Zeit hat er angefangen, Illustrationen für eines seiner eigenen Buchprojekte zu entwerfen und hat diese zu unseren Treffen mitgebracht. Und da ich diese sehr schön finde, habe ich ihn irgendwann vorsichtig gefragt, ob er sich auch vorstellen könnte, Illustrationen zu meinem Romanprojekt anzufertigen … Offenkundig hat er nicht mit Nein geantwortet. 🙂

Wie lief die Zusammenarbeit ab? Wie habt ihr die Motive ausgewählt?
[Dominik] Ich hatte hier relativ viele Freiheiten. Christina hat mir nicht die Geschichte an sich, sondern einzelne Szenen erzählt. So konnte ich feststellen, was für sie wichtig war. Nicht jede Szene muss illustriert werden, manche funktionieren geschrieben besser statt als Bild. Wir haben uns über Stil und Detailgrad unterhalten. Die Priorisierung der Szenen habe ich dann teilweise selbst gesetzt, wobei ich darauf geachtet habe, Gegenstände und Szenen auszuwählen, die von Christina bewusst oder unbewusst öfter genannt wurden. Die Vorauswahl sind wir dann mit ganz groben Skizzen noch einmal durchgegangen und haben noch einmal priorisiert. Haben geschaut, was tatsächlich machbar ist, wo ich vielleicht an meine Grenzen komme, wo ich als Illustrator aber auch die Grenzen der Geschichte zu offen auslege.

Manche Skizzen sind nicht über diese erste Phase hinaus entwickelt worden, weil sie dann doch nicht richtig passten, oder der Ton ein anderer war als angedacht. Hier haben wir uns nochmal über Details verständigt, oder Missverständnisse ausdiskutiert, die im Laufe der Motivsuche entstanden sind. Generell war diese zweite Besprechung, wenn man so will, der Sprung in die Geschichte selbst, weil jetzt sehr viele Details und Hintergrundinformationen kamen, die der Leser nicht hat und nicht haben wird, die ich als Illustrator aber brauchte, um den Erzählton der Geschichte zu treffen. Von da an hat Christina die Arbeit komplett in meine Hände gelegt, wobei ich bei Rückfragen immer wieder auf sie zukommen konnte. Nach jeder fertigen Illustration gab es noch eine kurze Besprechung und wenn nötig Anpassungen. Im Grunde habe ich nach der zweiten Phase dann aber relativ frei weitergearbeitet.

Die Motive für die Illustrationen an sich sind die Feinarbeit gewesen. Hier stand erst einmal Recherche im Vordergrund. Da vieles der Geschichte in meinem Wohnort spielt, stand tatsächlich das Aufsuchen von bestimmten Plätzen, Gebäuden im Vordergrund. Also mit der Kamera Ausschnitte suchen, die sich als Illustration eignen könnten. Manche Motive sind aber auch im Urlaub entstanden, weil das Licht oder die Vegetation perfekt waren, und manches fand sich auch im Garten. Das Ganze würfelte ich zusammen und suchte nach Möglichkeiten, es zu verbinden.

Hier ein Einblick in die Illustrationen:

Neugierig geworden? Super, dann hat dieser Post seinen Zweck erfüllt! Das heißt, noch nicht ganz, denn ihr braucht ja noch einen Buchstaben. Also, liebe Leute, ich habe ein solides N für euch!

Ein N, ich habe ein N! Es ist ein sehr schönes N, mit Kurven und Serifen!

„Das Lied des Herbstmondes“ erscheint heute, am 13. Oktober 2021. Und die Buchstabenjagd geht als nächstes auf Elchis World of Book and Crafts weiter. Ich wünsche euch viel Spaß!