![Barcamp Rhein-Neckar 2019](https://fragmentansichten.de/wp-content/uploads/2019/09/20190907_160449.jpg)
Barcamp Rhein-Neckar 2019
Irgendwann im Frühsommer war ich ein wenig frustriert angesichts meiner raren Barcamp-Pläne für 2019. NetzpolitikCamp wurde nichts, das Koblenzer Barcamp lag parallel zu den Koblenzer E-Learning-Tagen, Litcamp Heidelberg überschnitt sich mit der CCXP, das Bonner Litcamp blieb bissl wenig hinter meinen Erwartungen zurück. Aber das Jahr war noch jung und die großen „allgemeinen“ Barcamps kamen ja erst noch. Köln und Stuttgart lagen ungünstig (Edit: eh, bzw. Köln findet 2019 gar nicht statt), aber das Barcamp Rhein-Neckar (#bcrn) passte mir in den Kram.
Also ging es am letzten Wochenende (07. + 08.09.) einmal gen Süden nach Heidelberg ins Dezernat 16. Nette Location für sowas, aber so richtig viel war nicht los. Das ist kein Qualitätsmerkmal, aber ich fand es im ersten Moment etwas schade, weil mein Ziel eigentlich ja gewesen war, noch eins von den großen Barcamps mitzunehmen. Hätte in einer Studierendenstadt wie Heidelberg mehr Teilnehmende erwartet, aber was soll’s. Vor allem war ich gespannt, ob es einen regionalen Unterschied gibt, nachdem ich bisher nur Barcamps zwischen Koblenz und Essen besucht hatte. Und nun, den gab es tatsächlich. Wenn ich das mal verallgemeinern darf: Rund um Köln geht es schwerpunktmäßig gefühlt um Digitalisierung und Ukulelen, in Koblenz um regionale Unternehmen und Marketing, und in Heidelberg … um Nachhaltigkeit und Veganismus. Joa. Warum auch nicht. Muss allerdings zugeben, mich eher an altem Bekannten orientiert zu haben, sprich an den digitalen Themen. Wie üblich, mein Bericht in Sessions:
![Sponsorenauflistung: Pro Clima, TTM, Walls.io, Barcamp Pforzheim, Alge Heidelberg, dpunkt.verlag, O'Reilly, Heidelberg, pretix, Freifunk Rhein-Neckar, LineUPR, dezernat16, HDD, DHBW, Tapas & more](https://fragmentansichten.de/wp-content/uploads/2019/09/20190907_093706.jpg?w=448)
Session 1: Origami
Worum ging’s? Na um Origami.
Warum bin ich rein? Nach der Sessionplanung war mir schon klar, dass das ein eher digital orientierter Tag werden würde, aber erst mal musste ich noch wach werden. Analoges Papierfalten erschien mir dafür geeignet, und außerdem find ich Origami ganz nett so. Nicht dass ich es oft machen würde, und wenn doch neige ich auch zu einer eher geringen Frustrationstoleranz. Aber ich äh mag die Vorstellung, besser in Origami zu sein.
Was nehme ich mit? Es gibt Leute, die von Origami-Videos auf YouTube leben können (einer von diesen Leuten, der Herr von Tavins Origami, hat die Session gehalten). Und ich hab’s nicht so drauf, aber dank Tavins Hilfe lernte mein Frosch noch springen und ein zerrupfter Kranich wurde auch zum Leben erweckt.
![Frosch und Kranich aus Papier](https://fragmentansichten.de/wp-content/uploads/2019/09/20190907_114800.jpg?w=1024)
Session 2: Barrierefreies Webdesign
Worum ging’s? Austausch und Information rund um Tricks und Tools, mit denen sich Webauftritte barriereärmer gestalten lassen.
Warum bin ich rein? War meine eigene Session. Eigentlich wollte ich gar keine anbieten, aber mich beschäftigt das Thema brotjobbedingt sehr und da ich mitbekommen habe, dass einige Webdesigner vor Ort waren, erschien mir das als gute Gelegenheit. Ich habe im letzten halben Jahr zwar schon relativ viel über barrierefreies E-Learning und Webdesign gelernt, aber trotzdem sind noch sehr viele Fragen offen.
Was nehme ich mit? Zu meiner Freude kam die Session ganz gut an und es gab eine muntere Diskussion mit zwei Studenten, einem Webdesigner, einem ehemaligen Wohlfahrtsmitarbeiter und einer Übersetzerin. Auch wenn niemand von uns ein Pro auf dem Gebiet war, fand ich es sehr interessant, zu hören, wie in anderen Organisationen an das Thema herangegangen wird. Und ich habe zumindest erfahren, dass ich dringend die Stuttgarter Hochschule für Medien zu dem Thema kontaktieren sollte 😉 Also, war echt positiv überrascht und hoffe, die anderen Teilnehmenden haben trotz meines etwas wirren, da ungeplanten Einstiegsvortrags ebenfalls etwas mitgenommen.
Session 3: Probleme und Chancen von gemeinnützigen Projekten
Worum ging’s? Einer der Köpfe hinter Freifunk (@Cheatha) hat das Projekt vorgestellt und die Probleme, die damit einhergehen, dass sich immer weniger Leute finden, die ehrenamtliche Aufgaben übernehmen wollen.
Warum bin ich rein? Weil ich mich mit dem Grundthema identifzieren kann. Einerseits, weil ich selbst oft eine von denen war, an denen viel hängenblieb, andererseits, weil ich in letzter Zeit merke, wie ich für meine ehrenamtlichen Tätigkeiten durch die verschiedenen Arbeitsstellen kaum noch Zeit habe.
Was nehme ich mit? Menschen brauchen Hierarchien, es gibt zu wenig Idealisten und irgendwann holt (fast?) alle die Praxis ein. Zugleich habe ich das Projekt Freifunk kennengelernt, von dem ich bisher tatsächlich nichts wusste. Ein Hauch von Mindblow und meine liebste Session an dem Tag, auch wenn die Diskussion enden musste, als es richtig losging.
Session 4: Arbeit in virtuellen Teams
Worum ging’s? Erfahrungsaustausch zu der Arbeit mit virtuellen Teams
Warum bin ich rein? Habe mir ein paar neue Tooltipps erhofft, weil Trello, Skype, Slack, WhatsApp und Mattermost als Team-Plattformen ja noch nicht reichen 😉
Was nehme ich mit? Keine besonderen neuen Erkenntnisse, aber hey, dass ich mal erlebe, bei dem Thema die Optimistischste zu sein! Ich so „jo, find ich alles super, endlich alles übersichtlich und nice zum gemeinsamen Worldbuilding“ und die anderen so „ja, schon gut, aber ach, die persönliche Interaktion fehlt“. Haben sie natürlich Recht mit, und zum Thema Datenschutz kamen wir nicht mal. Aber ich war gerade optimistisch gestimmt. Anyway, auch hier war es interessant zu sehen, wie andere Leute die Tools nutzen. Wobei es hauptsächlich um Video-Software wie Skype oder Adobe Connect ging, leider weniger um Projektmanagement.
Session 5: Oh Phantastik, where are thou
Eigentlich wollte ich zum Finale noch in die Session der digitalen Nomadin gehen und mir anhören, wie ich vom Strand aus arbeiten kann. Aber stattdessen hat sich eine Off-Diskussion mit Hannah Brosch und Susanne Kaspers (von Literaturschock und der Phantastik-Bestenliste) zur Debattenlage in der Phantastik-Szene ergeben. Und wer bin ich, dazu nein zu sagen!
Es war interessant. Das sage ich heute dauernd, aber war halt wirklich so. Ich halte es derzeit für ein Grundproblem der Phantastik-Szene, dass ihre Kommunikation vornehmlich online abläuft.* Wenn man sich direkt unterhält, kommt vieles anders rüber als über Twitter und Flurfunk, und es fällt leichter, konstruktiv ehrlich zu sein. Vielleicht gibt es sie ja noch, die muntere Diskussionskultur, nach der man sich nicht gleich entfreunden muss.
Und sonst so?
Die überschaubare Menge (schätze sie auf so 50 Leute … aber ich bin schlecht im Schätzen) hatte auch ihre Vorteile: Man konnte einander schnell thematisch einordnen. War positiv überrascht, wie leicht man hier miteinander ins Gespräch kam und dass sogar ein paar Leute nach der Session-Vorstellung noch auf mich zu kamen, um über E-Learning zu quatschen. Da kam schnell ein familiäres Gefühl auf, ohne dass das Barcamp dabei zu regional orientiert gewesen wäre.
Von dem veganen Essen habe ich allergiebedingt vorsichtshalber Abstand genommen, aber den anderen schien es zu schmecken und ich hatte Tee und Brezeln.
![Stadtentwicklungs-Modell von Heidelberg](https://fragmentansichten.de/wp-content/uploads/2019/09/20190907_160449.jpg?w=448)
Die Abendsessions und den zweiten Tag habe ich mir gespart, um noch etwas Sightseeing in Heidelberg und Mannheim betreiben zu können (an dieser Stelle danke an Fremdenführerin Hannah ;-)). Aber die Sessions, die ich besucht habe, fand ich durch die Bank interessant und es lag zumindest ein Hauch von NetzpolitikCamp in der Luft. Nur … ohne Netzpolitik.
*Wobei ich das früher, zu Forenzeiten, genau anders gesehen habe. Dort wurde halt viel ausführlicher, dadurch auch differenzierter debattiert. Aber abgesehen davon ist es vermutlich auch einfach eine Zeitgeist-Frage …