Juniansichten 2019
Wir haben die Sache mit der Feder&Schwert-Insolvenz weiterhin nicht verarbeitet, der Kurd-Laßwitz-Preis bleibt in seiner Szeneecke, ein Prequel macht (wenig) von sich reden und es gab viele Events zu besuchen.
Another month, another Monatsansichten: Da der ganze Monat ziemlich busy war, ich dadurch nicht so viel Szenegedöns mitbekommen habe und auch die nächsten Tage quirlig bleiben*, fasse ich mich aber kurz.
Feder, Schwert und Insolvenz
Gleich zu Anfang zeigte sich der Juni von seiner aufmüpfigen Seite, indem er raushaute, dass Feder&Schwert einen Antrag auf Insolvenz gestellt haben. SOWAS WÄRE IM JULI SICHER NICHT PASSIERT! Echt mal. Wie dem auch sei, wir haben uns diesem unerfreulichen Thema bereits in einem eigenen Posting gewidmet, möchten aber noch darauf hinweisen, dass es auf Facebook zusätzlich eine Gruppe gibt, in der Infos gesammelt und Aktionen zur Unterstützung geplant werden. Letztere lassen sich zusammenfassen mit: Kauft die Verlagsbücher, Leute! Und das am besten beim Verlag selbst.

Never touch a running award system?
Der zweite große Monatsaufreger betraf den Kurd-Laßwitz-Preis – jene Auszeichnung, die vom älteren Teil der Szene quasi als Nobelpreis für deutschsprachige SF-Literatur hochgehalten wird, während der Großteil des jüngeren Szeneteils höchstens mal seine Instagram-Follower fragt, wer eigentlich Kurd Laßwitz ist. Auch wenn der Preis erst im November offiziell verliehen wird, wurden bereits die diesjährigen Preisträger bekanntgegeben: Andreas Eschbach hat mit „NSA“ in der Kategorie „Bester Roman“ gewonnen, Thorsten Küper mit „Confinement“ bei den Kurzgeschichten, Jakob Schmidt räumt für die beste Übersetzung ab, Michael Marrak für die beste Grafik und dann gab es noch einen Sonderpreis fürs Nova-Magazin.
Joa. Überrascht es irgendwen, dass die Diskussion um die Sichtbarkeit von Frauen in der SF danach wieder aufgeflammt ist? Ich will den Preisträgern gar nicht absprechen, dass sie die Auszeichnung verdient haben und es tut mir etwas leid, wenn ihr Moment nun in der Diskussion untergeht. Aber es ist halt schon irgendwie bissl frustrierend, dass ähnlich wie beim DSFP selbst unter den Nominierten der Nebenkategorien nur wenige Frauen auftauchen. Kommt schon, ich erwarte ja keinen 50:50-Ausgleich, aber solche Orchideen sind wir im SF-Bereich nun auch wieder nicht.
Nun, ich habe es schon ein paar Mal erwähnt und wiederhole mich gerne: Den Hauptgrund für das Missverhältnis sehe ich immer noch darin, dass die „ältere“, eher männlich geprägte SF-Szene viele neue Verlage mit tendenziell mehr Titeln weiblicher SF-Autorinnen schlichtweg nicht auf dem Schirm hat. Was vielleicht auch daran liegt, dass der KLP sehr auf „klassische“ SF fokussiert ist – wobei ich nichts Konkretes dazu gefunden habe, wie er beispielsweise zu Subgenres wie (YA-)Dystopien oder Steampunk steht, die vergleichsweise viele Titel von Autorinnen aufweisen. Natürlich findet man auch beispielsweise beim DPP gewisse Verlags- oder Subgenrevorlieben. Trotzdem wäre mehr Szene-Weitblick vonseiten der KLP-Jury wünschenswert. Das würde dieser (von mir eigentlich durchaus geschätzten) Auszeichnung auch helfen, sich in seiner Bedeutung gegen neuere Awards zu behaupten, die eher den Zeitgeist treffen.
Panem kommt nicht zur Ruhe
Kommen wir dann mal zu einer der erfolgreichsten SF-Autorinnen unserer Zeit, namentlich Susanne Collins. Nachdem es mit deren „Die Tribute von Panem“-Trilogie ja ziemlich gut lief, wurde nun für 2020 ein Prequel angekündigt, dessen Handlung 64 Jahre vor der Handlung um Katniss & Co. spielt. Ich glaube, es wurde ein deutlich enthusiastischeres Echo erwartet, aber nja, der YA-Dystopie-Hype ist halt auch schon so’n bissl ausgefahren, ne. Ich liebe die Trilogie, die ersten beiden Bände gehören für mich zu den Büchern, die ich immer mal wieder zwischendurch lese. Aber selbst ich brauch jetzt nicht unbedingt ein Prequel. Na ja. Mal schaun, was das wird. Die Verfilmung durch Lionsgate ist natürlich auch schon in Planung.
Con-gruenzen
Ansonsten wartete der Juni mit einem bunten Strauß an Mediacons und anderen Szeneveranstaltungen auf. In Heidelberg fand so das größte der deutschsprachigen Litcamps statt, in Stuttgart die Comic Con Germany, in Bonn der FedCon und ein paar Kilometer weiter nördlich die Comic Con Experience Cologne (CCXP). Letztere hat die Role Play Convention abgelöst und das … ist schon schade. Versteht mich nicht falsch: Ich hatte eine Lesung auf der CCXP, habe sie entsprechend besucht und hatte großen Spaß. Aber sie war für mich ein eigenständiges Event, mit eingeschränkterem Fokus als die RPC, und mit veränderter Atmosphäre. Genaueres dazu aber demnächst in einem eigenen Blogbeitrag.
Ghostbusters auf der CCXP Iron Man vs. VW
Was zu kurz kam
Zu kurz sind nun die Blogbeiträge und Artikel des Junis gekommen – darunter beispielsweise eine Blogparade über das Schreiben, ein Beitrag über Fantasy-Sprachen, mein Artikel zum Grimdark oder jener von Peter Schmitt über den Sword&Sorcery-Flick „Yor„. Ich hoffe, mich im Juli wieder eingehender mit den Szeneveröffentlichungen auseinandersetzen zu können. Fürs Erste wartet da allerdings ein Lektorat zu einer Novelle, die, wenn ich das Lektorat jetzt rechtzeitig durchbekomme, in wenigen Wochen erscheinen wird. Stay tuned! Und habt schon mal einen schönen Juli.
*Verrat mir doch jemand bei Gelegenheit mal, warum ich es für eine gute Idee hielt, neben dem Schreiben und redaktioneller Arbeit wieder eine 40h+-Stelle anzunehmen … Ach, jammer jammer.