Aprilansichten 2018

30. April 2018 4 Von FragmentAnsichten

Wir teilen den Monatsrückblick ausnahmsweise in zwei Teile und widmen uns zunächst phantastischen Kathedralen, überwundenen Netz-Freiheiten, einer Debatte um Frauenfiguren, der Zukunft dieses Blogs und dem, was uns im Mai erwartet.

Elfen mögen’s gotisch

Während aus dem Nebenzimmer die sanften Klänge von „God of War“ herüberwehen, starte ich die Aprilansichten mit einem anderen Spiel, das ich ebenfalls nur vom Hörensagen kenne. Auf Geekgeflüster ging nämlich ein Gastbeitrag online, der sich mit der gotischen Architektur der Elfen in „Dragon Age: Inquisition“ beschäftigt. Nicht uninteressant, wie dabei architektonisches und geschichtliches Wissen verbunden werden. Bei dem Thema muss ich außerdem unweigerlich an den in jeder Hinsicht phantastischen  Kurzfilm von Tomasz Baginski denken. Anschauen, bitte.

gotik

Kathedrale (Quelle: kirkandmimimi / Pixabay)

Das habt ihr von eurem Optimismus!

Eine Analogie zum vergangenen Realen suchte auch The Verge mit einem pessimistischen Blick auf den „Ready Player One“-Optimismus. Der Verge-Artikel lässt mich dabei etwas zwiespältig zurück. Einerseits stimme ich Verfasserin Laura Hudson zu, was ihre Kritik am Freiheitsethos des alten Internets angeht und sehe auch die Verbindung, die sie damit zu „Ready Player One“ schlägt. Andererseits, was wäre die Alternative? Das Mittel zwischen Freiheit und Zügellosigkeit zu finden, ist immer schwierig, beziehungsweise geradezu unmöglich, wie wiederum die heutigen Probleme des reglementierten Internets zeigen. Letztendlich zeigt uns das Internet immer noch (mehr oder weniger) täglich sowohl seine Sonnen- als auch seine Schattenseiten – und ebenso lässt sich die OASIS, die Spielwelt aus „Ready Player One“, sowohl als Dystopie wie auch als Utopie verstehen.

Frauen, die auf Schwerter starren**

Die zweite Hälfte des Aprils war für mich geprägt von zwei Veranstaltungen, durch die ich dann auch nicht mehr so viel von dem mitbekommen habe, was außerhalb der PAN– und LitcampBonn-Blasen an Artikeln über den Äther ging. Die Absätze zu beiden Veranstaltungen sind allerdings etwas ausufernd geworden – so ausufernd, dass ich mich entschlossen habe, sie abzutrennen und (hoffentlich) morgen oder wenigstens in den nächsten Tagen als eigene Eventansichten zu bringen.

Hier beschränke ich mich auf die Netzauswüchse, was aber auch die Beiträge miteinbezieht, die im Fahrwasser des vielleicht heterotopischen Branchentreffens bzw. der dort aufgeworfenen Diskussion um Sexismus und Frauenfiguren in der Phantastik entstanden sind. Im Anschluss an eine muntere Diskussion bei Twitter veröffentlichte beispielsweise Lars Schmeink seinen auf dem Branchentreffen gehaltenen Vortrag zu politischen Dimensionen der Fantastik. Im Zentrum standen dabei sowohl die Problematiken der Phantastik, wenn es um Diversität und Repräsentation geht, als auch deren Chancen. Zugleich bedauerte Schmeink auf Tor-Online nicht nur das Fehler einer echten Diskussion um ethnische Repräsentation auf dem Branchentreffen (also doch nicht so heterotopisch?)***, sondern rief auch zu einer Netz-Debatte auf. Die ist nun munter in Gange, u. a. wurde direkt auf Tor-Online kommentiert, aber auch auf den Webseiten/Blogs von Lena Falkenhagen, Gloria Manderfeld und Beatrice Lampe, wobei sich die Diskussion vor allem auf Frauenfiguren stützt. (Ebenso wurde das Thema übrigens auch im diesjährigen PAN-/Mephisto-Sonderheft angeschnitten, aber auch dazu dann mehr im Event-Beitrag. Hm, etwas verwirrend mit der Splittung, ich sehe es ein.)

female heroes

Frauen mit Schwert und idealer Kampfkleidung (Quelle: Pixabay)

Vor allem den Beitrag von Beatrice Lampe kann ich eigentlich nur unterstreichen. Trotzdem würde ich gerne selbst noch das eine oder andere zum Thema loswerden, allerdings nicht hier und auf die Schnelle. Ob ich es diese Woche oder dieses Jahr auf die Reihe bekomme – keine Ahnung. Am Ende neige ich oft dazu, solche Themen so sehr zu zerdenken, dass ich doch zu keinem Schluss komme. Wobei ich gerade meine Abneigung gegenüber der stereotyp „starken“, sprich schwertschwingenden und letztlich wieder sehr maskulinen Heldin ja schon häufiger formuliert habe.****

Blogokalpyse?

Wie jeder Blogger muss auch ich mich derzeit mit der DSGVO auseinandersetzen, die am 25. Mai in Kraft tritt. Ob die FragmentAnsichten ohne Pause weiterexistieren, hängt in erster Linie davon ab, ob WordPress als Hoster noch rechtzeitig die Sache mit dem ADV-Vertrag auf die Reihe bekommt. Wenn nicht, muss ich wohl oder übel umziehen, was aber einige Zeit dauern wird. Ganz einstampfen werde ich den Blog nicht. Wie wohl jeder hab auch ich hier meine Krisen, in denen ich mich frage, warum ich mir den Stress antue. Aber es ist ein sehr liebgewonnenes Hobby, oder vielleicht auch mehr als das, und ich habe nicht vor, es wegen einer gut gemeinten, aber nicht ganz so praktikablen Verordnung in den Sand zu setzen. (Wo wir wieder bei den problematischen und zuckersüßen Freiheiten des Internets wären.)

Mai is coming

Wie dem auch sei, fürs Erste geht es hier weiter wie gewohnt, und wenn es zur Pause kommt, erfahrt ihr es rechtzeitig. Bis dahin wünsche ich euch einen schönen Mai, der u. a. mit der Role Play Convention lockt, auf der ich auch wieder mit Autoren-Stand vertreten sein werde. Ach ja, am 15. Mai erscheint dann auch endlich mein nächster (Serien-)Roman, „Die Netze von Nomoto“, zu dem unter dem Link auch Cover und Klappentext zu finden sind.


*Hierbei zuzuhören, ist übrigens angenehmer als bei „Dark Souls“ oder „Witcher“. Fiebere geradezu mit und was ist denn jetzt mit der Hexe passiert?
**Boah, hört auf, so doppeldeutig zu denken, Mensch. Würdet ihr bei einem Mann doch auch nicht.
***Das wurde ebenso auf Fried Phoenix sehr schön thematisiert und kommt dann auch noch mal im Event-Beitrag vor. Stay tuned.
****An dieser Stelle sollte ein Link stehen, aber ich finde den gewünschten Beitrag nicht mehr. Wie ärgerlich. Er existert aber. Versprochen.