Blogrückblick / [Top 7] 2017
2017 ist rum und so langsam wird es doch mal Zeit für ein Resümee in Bezug auf Blog und Konsumiertes. Das Negative vorneweg: die Besuchszahlen für den Blog haben um ziemlich genau 1/7 abgenommen. Warum? Nu, schätze, es gab verschiedene Gründe. Beispielsweise habe ich 2017 viel weniger Gewinnspiele veranstaltet, und die Beiträge waren etwas einseitiger, was mich deutlich mehr wurmt als die Sache mit den Gewinnspielen. Auf Kritiken zu Theatervorstellungen beispielsweise habe ich in 2017 komplett verzichtet, und auch die (sonstigen) Eventberichte und Interviews sind weniger geworden. Hoffe, da dieses Jahr wieder mehr reißen zu können, aber gerade solche Beiträge leiden halt oft unter anderen Baustellen. Hinzu kommt vermutlich, dass ich dieses Jahr keine Buchveröffentlichung vorzuweisen hatte. Zwar ist das hier nur am Rande ein Autorenblog, aber neuer Roman = Alessandra im Marketingmodus, und es würde mir ja zu denken geben, wenn das gar keinen Einfluss auf die Besucherzahlen nähme.
Reicht nu aber mit dem Negativen, denn dafür hat die Anzahl der Follower via WordPress deutlich zugenommen und ich hab das Gefühl, dass hier doch ein paar Leute regelmäßig lesen, was mich natürlich sehr freut. Auch werde ich häufiger auf den Blog angesprochen, also yay. Erfolgreichster Beitrag bleibt übrigens dieser Nonsens-Artikel (oh, diese Jugend!), gefolgt von der Genreauflistung mit der Fee und den Beschwerden der eierlegenden Phantastik-Wollmilchsau. Die restlichen Statistiken sind eher unspektakulär. Häufigste Suchanfrage war „wie ist dein einhorn name“, gefolgt von „was ist mein einhorn name“ und „wie lautet dein einhorn name“. Das beschäftigt euch offenbar. Mehr Abwechslung bot „theater koblenz jesus christ abercrombie“ und ja, diese Suchanfrage wurde nicht nur einmal getätigt. Freue mich also, dass dieser Beitrag auch 2017 seine Leser gefunden hat.
Top 7: Romane 2017
Wenn es auch nicht mit allen Plänen für 2017 hingehauen hat – meinen Vorsatz, wieder mehr zu lesen, konnte ich zumindest in die Tat umsetzen. Vor allem habe ich mal ein paar populäre Werke nachgeholt bzw. mich an Neuerscheinungen gewagt, denn so schön das Lesen von Indies, Geheimtipps und Klassikern auch ist, die Diskussionen um diverses momentan angesagtes Zeug haben mich dann ja schon neugierig gemacht.
Zudem war es für mich wieder ein sehr Phantastik-intensives Jahr, auch wenn die Rereads von Joey Goebel und Diablo Cody weiter Tradition bleiben, und neben Romanen waren ein paar Sachbücher, Sammelbücher und Lexika dabei, die ich hier der mangelnden Vergleichbarkeit wegen ebenso wie die angefangenen Romane und Anthologien mal ausklammere. Ein richtiges Highlight hat dieses Jahr gefehlt, aber auch die großen Enttäuschungen sind (fast) ausgeblieben, also war’s unter dem Strich ein befriedigendes Lesejahr. Im Detail:
1. „Die Krone der Sterne“ von Kai Meyer
In den letzten Jahren habe ich oft vergeblich nach Pageturnern gesucht – Büchern, die man nicht mehr aus der Hand legen kann, weil sie eben so spannend sind, dass man ständig wissen will, wie es weitergeht. 2016 war „Die Chronik des Eisernen Druiden 1“ mal wieder so ein Glücksfang, und 2017 war es „Die Krone der Sterne“. Vier Leute fliehen hier aus unterschiedlichen Gründen vor einem Hexenorden quer durchs All, wobei neben der Action glücklicherweise auch Humor und Weltenbau nicht zu kurz kommen. Joa. Hat einfach Spaß gemacht. Nicht mehr und nicht weniger. Die Fortsetzung folgt glaub ich im Februar, wieder mit hübschen Illustrationen, so sagt man jedenfalls.
2. „Der Ozean am Ende der Straße“ von Neil Gaiman
Schon in der letzten Top 7 habe ich ein paar Worte zu diesem Buch verloren. Zu Anfang hat es mich, obwohl im Prinzip nicht viel passiert ist, dank seines Sprachstils sehr gefesselt und das Ende, in dem sich das Phantastische langsam aus dem Bewusstsein des Protagonisten zurückzieht, gehört zu den besten, die ich kenne. Dazwischen … na ja, zieht es sich halt ein wenig. Trotzdem besitzt das Buch eine ganz eigene Stimmung, die ich so auch noch nicht bei anderen Gaiman-Büchern erlebt habe.
3. „Die Sturmlicht-Chroniken 1: Der Weg der Könige“
von Brandon Sanderson
Über dieses Buch habe ich nun ja auch schon diverse Male philosophiert. Es ist ein sehr komplexes Werk mit allen Vor- und Nachteilen, die das so bietet: einerseits ist da ein sehr detalreicher und innovativer Weltenbau (ich will Sprengsel!) und für die Figuren wird sich viel Zeit genommen. Andererseits wird sich für die Figuren wirklich SEHR VIEL Zeit genommen. Total spannend, zuzulesen, wie jemand über Wochen hinweg Holzbalken schleppt oder eine Truppe Dutzende Seiten lang gegen ein Monster kämpft. Schätze, vor 15 Jahren hätte ich das toll gefunden, heute ist es mir eine Spur zu episch und irgendwie fehlen mir auch noch die Sympathieträger. Außer Schallan, die ist cool. Mal sehen, ob ich weiterlese.
4. „Peter Grant 1: Die Flüsse von London“ von Ben Aaronovitch
Ich mag normale Krimis nicht besonders und mit „Tatort“ kann man mich jagen. Fantasy-Krimis finde ich spätestens seit der „Pepper Martin“-Reihe aber recht unterhaltsam und von den „Peter Grant“-Büchern habe ich mir eine ähnliche Mischung aus Urban Fantasy, Humor und Krimi erhofft. Im Prinzip habe ich auch genau das bekommen, aber irgendwie hat das gewisse Etwas gefehlt, das das Buch mehr als „nett“ gemacht hätte. Vielleicht ist es etwas zu London-verliebt für jemanden, der diese Stadt noch nie betreten hat. Wie dem auch sei, ich geb Band 2 die Chance, mich doch noch (mehr) für die Reihe zu begeistern. Ich will doch noch wissen, was es mit Molly auf sich hat.
5. „Die Spur der Bücher“ von Kai Meyer
Noch mal Kai Meyer. Die „Die Seiten der Welt“-Trilogie wird ja ziemlich abgefeiert und ich dachte mir, „Die Spur der Bücher“ wäre ein guter Einstieg ins Reich der Bibliomantik. Aber obwohl mir auch hier die Mischung aus Urban Fantasy und Krimi gefallen hat und das Buch ähnlich spannend geschrieben ist wie „Die Krone der Sterne“, ist der Funke nicht so ganz übergesprungen. Auch hier schätze ich, dass mir das Buch vor 15 Jahren deutlich besser gefallen, die Welt und vor allem ihre Magie mich mehr überzeugt hätten. Wenn die Bibliomantik eigentlich die Magie der Geschichten ist, frag ich mich, wie sie bei Computer- oder Brettspielen oder Filmen funktioniert. Ob die Leute für ihr Seelenspiel dann „Die Siedler von Catan“ mit sich herumschleppen müssen? Inkl. aller Erweiterungen? Klingt nicht sehr praktikabel. Aber nu, ich schweife ab. Jedenfalls, spannendes Buch, aber diese Bibliomantik, ney, die verstehe ich nicht ganz. Und mit viktorianischen Settings habe ich es generell nicht so, obwohl Krimis hier noch am besten funktionieren. An dieser Stelle kann ich mir den Verweis auf die „Frost & Payne„-Serie nicht verkneifen, die mich oft an „Die Spur der Bücher“ erinnert hat bzw. umgekehrt.
6. „Steife Prise“ von Terry Pratchett
Uuund Fantasykrimi Nr. 3. Kein Jahr ohne Terry-Pratchett-Roman, und dieses Mal war die Wache dran, die ich bisher eher vernachlässigt habe. Normalerweise mag ich die jüngeren Pratchett-Romane mehr als die älteren, weil sie vor lauter Wortwitz und Satire nicht mehr ihre Handlung aus den Augen verlieren. „Steife Prise“ ist allerdings trotz einiger sehr gelungener Stellen etwas schwerfällig geraten und manchmal war ich mir auch nicht sicher, ob ich mit den transportierten Botschaften so konform gehe. Trotzdem kein schlechter Roman und für Scheibenweltler ohnehin ein Must-Read.
7. „Das Klagelied des Meeres“ von Victoria Francés
Nachdem ich dieses Buch bei der #phantbest-Challenge als meinen Flop des Jahres bezeichnet hatte, ist es etwas seltsam, es hier auftauchen zu lassen. Aber nun, ich habe tatsächlich nur diese sieben Romane 2017 zu Ende gelesen (Rereads ausgeschlossen), sofern ich nicht gerade etwas vergesse. Und – eine Katastrophe war es nun ja auch nicht, mehr eine große Enttäuschung.
Als Teenager waren die „Favole“-Bände von Victoria Francés für mich ein Quell der Inspiration, und auch heute blättere ich sie (ebenso wie „Angel Wings“) noch gerne durch und bewundere die detailreichen Illustrationen. Die Texte zu „Favole“ waren natürlich gnadenloser Kitsch, aber irgendwie passte der zu den dunkelromantischen Bildern und ohnehin standen Handlung und Textstil für mich weniger im Vordergrund als die Atmosphäre, die durch die Portraits von Lavernne, Favole und all den anderen Feen und Vampiren entstanden ist.
Als 2013 „Das Klagelied des Meeres“ bei Crosscult erschienen ist, war meine Begeisterung für Francés schon abgeflaut, wie auch ihr Hype generell. Im Zuge eines „Favole“-Rereads 2016 wollte ich das Buch dann aber doch gerne haben – allerdings war es zu diesem Zeitpunkt so vergriffen, dass man es nicht mal mehr gebraucht bekam. Erst 2017 ist es mir im Zeitgeist wieder in die Hände gefallen und joa … nach all den Bemühungen (also dem Durchklicken diverser antiquarischer Seiten) waren meine Erwartungen sehr hoch. Die Illustrationen rund um eine Meerjungfrau, die sich in einen Pestkranken verliebt, sind aber weit entfernt von Abwechslung und Detailreichtum der „Favole“-Vampire, und dem Text kommt es nicht zugute, dass er hier mehr im Zentrum steht als bei vielen anderen Francés-Werken. Da ballen sich die Wortwiederholungen und Adjektive, und auch die Handlung, die sich als Hommage an Andersens Seejungfrau versucht, ist nur etwas für sehr hartgesottene Romantiker. Damit ist „Das Klagelied des Meeres“ ein hübscher Band fürs Regal, aber leider nicht viel mehr als das.
In other media
Am PC bin ich wie üblich nicht über die „Age of Wonders“-Reihe und diverse Moorhühner hinausgekommen, auch bei Brett- und Kartenspielen habe ich vor allem auf Altbewährtes gesetzt („Bohnanza“, „Wizard“, „Hotel“). Im Kino war ich häufiger, vor allem im Programmkino in der Nachbarschaft, wo ich auch etwas weirde Geheimtipps wie „Noma“ oder „Die Blumen von Gestern“ erwischt habe. Kann nicht genau sagen, was mein Lieblingsfilm dieses Jahr war … „Mord im Orient-Express“ vielleicht, aber möglicherweise denke ich das nur, weil ich den noch am besten im Kopf habe. Musikalisch hat sich bei mir ebenfalls nichts Neues getan. Ich habe Slipknot wiederentdeckt, ansonsten ist alles beim Alten.
Danke für den schönen Jahresrückblick.
„Die Krone der Sterne“ habe ich gerade beendet. Auf vnicornis.wordpress.com kommt am kommenden Samstag meine Rezension. Auch ich fand, dass das Buch ein toller Pageturner war.
Neil Gaimans „Ozean am Ende der Straße“ habe ich vor vier Jahren auf englisch gelesen und fand es ganz phantastisch (
https://vnicornis.wordpress.com/2014/03/08/i-saw-that-there-were-patterns-and-gates-and-paths-beyond-the-real-neil-gaiman-the-ocean-at-the-end-of-the-lane-rezension/). Bin nach wie vor begeisterter Sandman-Leser.
Von „Sandman“ habe ich bisher nur den ersten Sammelband gelesen, der mich nicht so sehr gepackt hab. Hab mir aber schon häufiger sagen lassen, dass es noch richtig gut werden soll.
Auf Krone der Sterne Zwei freu ich mich auch schön. War zwar kein Meilenstein des Genres aber sehr gut gemachte Space Opera.
Ein sehr schöner Rückblick. 🙂
Der Roman von Neil Gaiman liegt ganz oben auf meinem SuB – ein Buch, auf das ich mich schon sehr freue.
[…] Fabienne Siegmund oder Julia Maar unter den Nominierten zu finden. Persönlich empfehlen kann ich „Die Krone der Sterne“ von Kai Meyer und die „Frost & Payne“-Reihe von Luzia Pfyl sowie die Magazine […]
[…] zu geben. Zum Glück, denn seit Band 2 bin ich ihr verfallen. Und Band 1 hat es wenigstens in die 2017er-Topliste […]
[…] 2017 war ich von „Die Flüsse von London“, Band 1 der Reihe um Zauberer und Polizist Peter Grant, noch nicht so richtig überzeugt. Weil das Ende dann aber doch Lust auf mehr gemacht hat, habe ich „Schwarzer Mond über Soho“ noch eine Chance gegeben – zum Glück! Nun, da die langwierige Einführung von Welt und Figuren abgeschlossen ist, sprühen sowohl „Soho“ als auch der Nachfolger „Ein Wispern unter Baker Street“ nur so vor Ideen und skurrilem Humor. Zudem ist Aaronovitchs London herrlich lebendig beschrieben und wirkt trotz aller Magie noch wie unser London. […]