Kurze Gedanken über die Freuden später Buchbesprechungen

Kurze Gedanken über die Freuden später Buchbesprechungen

11. September 2024 2 Von FragmentAnsichten

Die Welt der Literatur ist schnelllebig. In der Masse an Neuerscheinungen verschwinden manche Titel schneller, als für sie geworben werden kann und ein Roman, der sich nicht zufriedenstellend verkauft, kann nach 18 Monaten verramscht werden – was meist kürzer ist, als Autor*in insgesamt daran gesessen hat. Für die Schreibenden bringt das den Druck mit sich, regelmäßig zu veröffentlichen, um den Namen bekannt und die idealerweise aufgebaute Fanbase bei Laune zu halten. Wobei das zugleich kein Garant dafür ist, dass es mit der Karriere weiterhin rund läuft. Denn gehört man nicht zu den paar Leuten, bei denen der Name allein schon ein Verkaufsargument ist, bleibt immer die Frage, ob man gerade ausreichend den Nerv der Zeit, die tagesaktuellen Trends und die passenden Werbe- und Vertriebswege trifft. Mit anderen Worten: Auch die Verlagswelt, der immer noch ein behagliches Image anhaftet, ist nicht vor dem Druck gefeit, der mit Überangebot und mannigfaltiger Konkurrenz einhergeht.

Als Leserin treibt es mich selten zu den Neuerscheinungen. Klar, Ausnahmen bestätigen die Regel: Gelegentlich finden Rezensionsexemplare ihren Weg hierher und wenn ich jemanden gezielt unterstützen will, kaufe ich ein Buch schon mal zeitnah. Trotzdem fiebere ich selten bestimmten Veröffentlichungen entgegen. Zwar machen mich viele Titel neugierig, aber das gilt für ältere Bücher gleichermaßen, die zusätzlich den Vorteil haben, dass sie schon leichter mit Kontext zu lesen sind. Jedenfalls ist es so für mich schon „aktuell“, wenn ich ein Buch lese, das noch keine fünf Jahre alt ist. Und das, obwohl ich zugleich aus eigener Erfahrung als Autorin weiß, dass das in der Buchwelt eine halbe Ewigkeit darstellt.

Wobei die Kleinverlagswelt da glücklicherweise nicht ganz so schnellebig ist. Zwar flog z. B. der Larry Brent-Band „Melodie der Toten“ seinerzeit wegen Unstimmigkeiten zwischen Verlag und Rechteinhabern in Rekordzeit aus dem Handel, und auch die Printversion von „Die Türme von Eden“ hatte keine besonders lange offizielle Lebenszeit. Andererseits kann man „Liminale Personae“, was schon acht Jahre auf dem Deckel hat, immer noch über Amrûn erwerben, und „Spielende Götter“, 2015 erschienen, hat im gleitenden Übergang eine Neuauflage bei ohneohren erhalten. Nun werden diese Titel zwar nicht mehr mit Buchboxen beworben, und Buchhandlungen haben eh die wenigsten von ihnen von innen gesehen. Aber auf Conventions und Co. liegen sie immer mal wieder auf Büchertischen aus und treffen so noch auf eine neue Leserschaft.

U. a. ist es dem zu verdanken, dass mich in den letzten Wochen Rückmeldungen von Leuten erreicht haben, die „Liminale Personae“ und „Sommerlande“ gelesen haben, Sören Heim hat Letzteres außerdem mit einer ausführlichen Besprechung bedacht. Mein Verhältnis zu Rückmeldungen zu Büchern ist eher nüchtern, aber gerade bei solchen älteren Titeln freut es mich sehr, wenn ich unverhofft höre, dass sie noch einmal „entdeckt“ wurden und sich jemand mit ihnen befasst hat. Zumal es um mich als Autorin zuletzt sonst eher still war. Dass da trotzdem Leute sind, die auf welchen Wegen auch immer selbst nach Jahren noch diese Bücher finden und sich die Mühe machen, mir eine Rückmeldung zu schreiben, ist eine schöne Erinnerung daran, dass auch die Schnelllebigkeit gar nicht so umfassend ist.

Cover zu "Die Sommerlande" und "Liminale Personae" von Alessandra Reß auf einer herbstlichen Unterlage
Finden ihre Leserschaft: „Die Sommerlande“ und „Liminale Personae“