Mauslandung im Museum
Ich habe für Museen einiges übrig. Wenn ich schlecht drauf bin, gehe ich ins Museum. Wenn ich Inspiration brauche, gehe ich ins Museum. Und wenn ich meine Ruhe haben will, gehe ich ebenfalls gern ins Museum. Die Liebe ging soweit, dass es eigentlich früher mein erklärtes Ziel war, später in einem Museum zu arbeiten. Nach zwei längeren Praktika und Herumgejobbe in der Museumspädagogik und -aufsicht war ich mir da allerdings nicht mehr ganz so sicher und na ja, auf meine Volontariatsbewerbungen kamen auch nur höfliche Absagen. Also bin ich auf die reine Konsumentenseite zurückgekehrt, was das Genießen vielleicht auch vereinfacht.*
Im letzten Jahr konnte ich diesem Konsum allerdings aus naheliegenden Gründen nicht so oft frönen. Was in Anbetracht der allgemeinen Lage sicher verschmerzbar bis verständlich ist, aber auch schade. Kürzlich ging es aber zusammen mit meiner Museums-und-Theater-Buddyne Christina von Books’n’Stories mal wieder ins Ludwig Museum Koblenz. Möglich war das nach vorheriger Anmeldung, wodurch wir, soweit ich das auf drei Stockwerken überblicken konnte, tatsächlich die einzigen Besuchenden waren.** Neben der ständigen Sammlung wurden in der Sonderausstellung „Mauslandung in Koblenz“ Werke des Illustrators Torben Kuhlmann gezeigt – und weil’s so schön war, fiel mir ein, dass ich diesen Blog ja eigentlich auch mal umgesetzt hatte, um (auch) über meine Museumsbesuche zu berichten. Daher hier ein kurzer Bericht:
Torben Kuhlmann ist der Autor und Illustrator hinter den „Mäuseabenteuer“-Büchern „Lindbergh“, „Armstrong“, „Edison“, „Einstein“ und „Maulwurfstadt“, in denen jeweils anhand der Abenteuer einer Maus verschiedene Forschungsbereiche bzw. Forscher kindgerecht vorgestellt werden. Zu den Büchern kann ich inhaltlich nicht viel mehr sagen, da ich sie selbst nur vom Hörensagen kenne. Die in Sepiatönen gehaltenen Aquarellzeichnungen aber faszinieren durch ihren durchdachten Detailreichtum (Diese Maschinen! Dieses Katzenfell!), die halb realistische, halb steampunkige Atmosphäre*** und das Spiel mit Perspektiven. Dass die Bilder aus Kinderbüchern stammen, ist zweitrangig; sie funktionieren auch ganz unabhängig davon und sind definitiv auch für Erwachsene reizvoll. Übrigens ist Kuhlmann aktuell mit „Einstein“ sogar für den Kurd-Laßwitz-(Sonder-)Preis nominiert.
Im Ludwig Museum nimmt die Sonderausstellung ein Stockwerk ein und besteht vornehmlich aus eingerahmten Illustrationen. Daneben sind einige Requisiten, kleine Experimentaufbauten, Hörsequenzen zu den Büchern und Lese- bzw. Bastelecken für Kinder sowie ein kurzer Film zur Coverentstehung (s. u.) Teil der Ausstellung.
Da sich eines der Stockwerke im Umbau befand, haben wir jeweils den um 50 % reduzierten Eintritt von drei Euro bezahlt, dazu gab es ein lesenswertes Gratis-Heftchen mit Illustrationen, Infos zu Kuhlmann und Mitmach- und Bastelideen für Kinder. Letztere kommen bis zwölf Jahren kostenlos in die Ausstellung, weitere Preise und Infos lassen sich auch der Website des Ludwig Museums entnehmen. Ein Besuchsslot betrug übrigens 60 Minuten, was für die Ausstellung völlig ausreicht.
Ursprünglich nur bis 31. Januar geplant, wurde die Ausstellung bis 31. Mai 2021 verlängert. Momentan hat das Museum allerdings inzidenzbedingt wieder geschlossen und ich kann nicht abschätzen, ob die Zahlen im Öffnungszeitraum noch mal so weit sinken, dass ein Besuch möglich bzw. sinnvoll ist. Wünschen würde ich es der Ausstellung. Bis dahin kann man sich aber auch online mit den Mäuseabenteuern beschäftigen (oder eben die Bücher kaufen):
- Website von Torben Kuhlmann
- Website zur Ausstellung
- Website zu den Mäuseabenteuern
- The Making of Lindbergh (YouTube)
- YouTube-Kanal von Torben Kuhlmann mit weiteren Making-Ofs und Buchtrailern
- Bericht von SWR Aktuell (ARD-Mediathek)
*Obwohl ich es durchaus vermisse, im Depot der Kollegin halb panisch, halb amüsiert zuzusehen, wie sie vierhundert Jahre alte Broschen anprobiert.
**Ich weiß allerdings nicht, ob generell immer nur eine Gruppe reingelassen wird oder wir einfach die Einzigen waren, die zu dieser Uhrzeit wollten.
***Jaa, „steampunkig“ heißt hier eigentlich nur – Dinge haben Räder, Uhrwerke und funktionieren zuweilen mit Dampf. Aber ich denke, ihr könnt euch unter der Ästhetik was vorstellen, wenn ich dieses Adverb gebrauche.
Aha, es geht jetzt auch im Blog um Museen… Ich wittere eine Expansion deiner beliebten Instagram-Serie 😉
😀 Darüber sollte ich vielleicht mal nachdenken. Scheint mehr zu ziehen als Phantastik.
Das ist ja auch eine Art Phantastik 😉
Danke für die tolle Besprechung! Die Bücher sind sehr cool. Ich denke, ich versuche mal einen Termin mit meiner Familie zu vereinbaren, wenn denn wir wieder dürfen!Liebe Grüße Jutta
Gesendet von Yahoo Mail auf Android
Gerne 🙂 Und viel Erfolg wegen des Termins. Eine Freundin will mir die Bücher ausleihen, ich bin gespannt.
In Nostalgie zur Ausstellung etwas im Netz gestöbert und erst jetzt auf den Blog gestoßen. Vielen Dank für den Blick in die Ausstellung. Marko Sommer, Kurator der Ausstellung
Na gerne, habe sie immer noch in schöner Erinnerung 🙂