HochschulBarcamp 2019
Ziemlich genau ein Jahr ist es her, seit ich auf dem NetzpolitikCamp* mit dem Barcamp-Virus infiziert wurde. Aus Mangel an einem Gegenmittel musste ich seither weitere dieser Unkonferenzen besuchen, und 2019 wurde die Saison am 7. und 8. März mit dem HochschulBarcamp eröffnet. Da ich im E-Learning-Team einer Hochschule arbeite, bot sich das inhaltlich trotz (oder auch gerade wegen) des Schwerpunktthemas „Social Media / Mobile first“ an. Und natürlich darf der traditionelle Blog-Barcamp-Sessionrückblick auch dieses Mal nicht fehlen. Daher –
Session 1: Mitarbeiter*innen als Markenbotschafter
Worum ging’s? Ist es erwünscht, wenn Mitarbeiter*innen oder Studierende auf ihren privaten Social-Media-Kanälen aus dem Arbeitsalltag berichten oder in Hochschul-Veröffentlichungen namentlich auftreten? Wird das sogar forciert? Oder soll der/die Mitarbeiter*in lieber anonym bleiben?
Warum bin ich rein? Immer doof, wenn man nicht zu den Sessions erscheint, die man selbst initiiert. Mich hat das Thema interessiert, weil ich beruflich schon häufiger damit konfrontiert wurde und gerne ein Meinungsbild dazu haben wollte. Persönlich bin ich nach anfänglicher Skepsis inzwischen ein Freund davon, Mitarbeiter*innen quasi als Markenbotschafter auftreten zu lassen, habe auch kein Problem damit, das selbst zu tun. Für mich bedeutet es, sich (rein freiwillig) mit der Corporate Identity zu identifizieren und diese zu stärken. Andererseits verstehe ich die Bedenken, sowohl vonseiten der Mitarbeiter*innen selbst als auch durch die Marketing- oder sonstigen betroffenen Abteilungen. Entsprechend erschien mir eine Diskussion als gute Idee.
Was nehme ich mit? Es gibt zwei ziemlich unvereinbare Meinungslager und die Medienkompetenz-Kluft zwischen einzelnen Abteilungen ist ein Problem. Außerdem lief die Diskussion zwar sehr lebendig ab, aber in Anbetracht dessen, dass offenbar viele Barcamp-Neulinge dabei waren, wäre vielleicht eine Session am Nachmittag noch etwas besser verlaufen. Hatte das Gefühl, viele brauchten ein wenig, um reinzukommen. Und ich hätte vielleicht vorher mal eine Runde verschnaufen sollen.
Session 2: Erfahrungsbericht zu Erasmus+
Worum ging’s? Erasmus+ ermöglicht es u. a. Hochschul-Mitarbeiter*innen, ein paar Wochen an eine Hochschule im Ausland zu wechseln, um zu schauen, wie es da so läuft.
Warum bin ich rein? Habe am Rande mitbekommen, dass es das Programm gibt, und wollte mehr Infos dazu.
Was nehme ich mit? Britische Unis machen keine Tierfotos und haben krass viel Geld zur Verfügung. Aber njoa, kosten die Studierenden halt auch einiges.
Session 3: Roadmap zum Traumjob
Worum ging’s? Wenn man immer sein Ziel (aka seinen Traumjob) vor Augen hat, erreicht man es auch und wird superhappy. Irgendwie sowas.
Warum bin ich rein? Offen gestanden war es ein Versehen. Ich wollte in die Live-Video-Session, bin aber im falschen Raum gelandet.
Was nehme ich mit? Lasst mich, ihr Glückspädagog*innen. Ich eiere lieber ziellos umher. Auf die Art lande ich auch in Jobs, die ich mir realistisch betrachtet nie zugetraut hätte, und die aber ungemein meinen Horizont erweitern. (Ironischerweise hatte ich zwischenzeitlich sogar mal den Traumjob meiner Kindheit. Aber so richtig happy war ich damit nicht.)
Session 4: Datenschutz
Worum ging’s? Wie übersteht man seinen Job, ohne ständig mit einem Bein im Gefängnis zu stehen?
Warum bin ich rein? Das Thema ist ein Evergreen und wird nie langweilig. Außerdem wurde ich irgendwie zur internen Rechtsbeauftragten ernannt und nehme das gerade vielleicht ein bisschen zu ernst.
Was nehme ich mit? Immer noch checkt keiner die DSGVO, aber sie hat zumindest erreicht, dass sich alle bissl mehr Gedanken um das Thema Datenschutz machen. Außerdem: Boah, bin ich froh, nicht mehr Instagram-Beauftragte eines Unternehmens zu sein! Außerdem Nr. 2: Es gibt noch viel zu tun.
Session 5: Podcasting (Nr. 1)
Worum ging’s? Was braucht man an Basic-Equipment, um einen Podcast zu machen?
Warum bin ich rein? Manchmal mache ich beruflich Podcasts und schadet ja nicht, sich da weiterzubilden.
Was nehme ich mit? Huch, das Projekt, in dem ich arbeite, ist innovativ!
Session 6: Bildrecht 101
Worum ging’s? Was gilt es bei der Verwendung von Bildern, speziell im Hochschulkontext, zu beachten? Oliver Gubba erklärt’s.
Warum bin ich rein? Mindestens ein solcher Evergreen wie Datenschutz und überhaupt, siehe Session 4.
Was nehme ich mit? Ich sollte wirklich aufhören, Pixabay zu nutzen.
Session 7: Podcasting (Nr. 2)
Worum ging’s? Gut, die Technik haben wir besprochen. Nun ist es Zeit für einen Ideenaustausch, welche Inhalte sich für Hochschul-Podcasts oder -Audiofeatures eignen.
Warum bin ich rein? Interesse am Ideenaustausch und Kollege hat die Session gehalten.
Was nehme ich mit? Es gibt viel Potenzial und Audioverfechter sind nicht unbedingt auch Videofreunde.
Session 8: Macht die EU das Internet kaputt?
Worum ging’s? Zwei Politiker (eh, wie hießen sie noch?), darunter ein Pirat, und die Crowd tauschen sich zum Thema Artikel 13 aus.
Warum bin ich rein? Bisher verlief das alles viel zu nervenschonend, ich muss mich unbedingt noch ein bisschen aufregen!
Was nehme ich mit? Oh wow, eine sachliche Diskussion zum Thema ist tatsächlich möglich. Hätte mir zwar noch ein bisschen mehr Inhalt als Meinung erhofft, aber dafür war eine Stunde dann halt doch bissl knapp bemessen.
Rahmenprogramm
Was ging ab? Donnerstagabend wurde zum Buffet ins Unperfekthaus geladen. Habe von dieser ominösen Einrichtung (vor allem dank der Tweets von Dahlia schreibt) schon häufiger gehört, war aber noch nie dort. Als wir Mittwochabend dran vorbeigelaufen sind, meinte ich noch, dass es von außen ja nicht so spannend aussieht, aber well, da hatte ich nur die Hinterseite gesehen.
Tatsächlich habe ich mein Paradies gefunden. Also ohne Scheiß jetzt. Wenn ich reich genug bin, kaufe ich ein paar der leeren Altbauten in Koblenz und mach da auch Unperfekthäuser draus. Ein Kunst-Träumchen! Ach ja, das Essen war auch gut, und das Puzzle-Spiel, dank dem ich zwischendurch auf Twitter spammen musste, hat Spaß gemacht. Auch wenn das blöde Harvard gewonnen hat. (Brown rulez!)
Überhaupt, das Essen … wie war’s? Ein Barcamp-Bericht ist natürlich nicht vollständig, solange ich nicht übers Essen geredet habe – schon gar nicht, wenn das Ganze in Essen stattfindet, muahaha. Okay, Witz des Jahrhunderts, ich weiß. Nun, das Nahrungsmittel-Angebot hat jedenfalls überzeugt, zumindest donnerstags mit nicem Geschnetzeltem. Freitags war ich raus, weil Tomatenallergie und Currywurst-Tradition sich nicht so vertragen. Überhaupt wäre eine Allergenkennzeichnung nett gewesen, auch wenn die Tomatenfraktion da eh das Nachsehen hat. Vegetarier kamen dagegen dank fleischfreien Varianten auf ihre Kosten. Veganer glaub ich auch. Beim Buffet gab es auch für jeden was.
Weitere Anmerkungen? Ja! Ich fand es gut, dass das Barcamp über zwei Tage ging. Üblich ist ja eher ein Tag, aber so war definitiv mehr Raum zum Netzwerken. Das war auch nötig, weil zwischen den einzelnen Sessions kaum Zeit dafür blieb. Hier wäre eine nicht so enge Taktung gut gewesen, oder ein Hinweis dazu, die Sessions nach einer Dreiviertelstunde enden zu lassen. Auch der Hinweis mit dem Barcamp-typischen Duzen ist wohl untergegangen, was ich etwas schade fand. Schätze, nu findet mich die Hälfte der Angesprochenen unfreundlich, aber was soll ma machen.
Fazit
Mit dem HochschulBarcamp hat die Saison einen würdigen Auftakt erfahren. Würde sagen, auf meinem persönlichen Barcamp-Ranking ist es sogar auf Platz 2 (ans NetzpolitikCamp ranzukommen ist schon schwer, I’m sorry). Vielen Dank und nächstes Jahr gerne wieder 🙂 Ach ja, wer noch mehr wissen mag, wird auf der oben verlinkten Homepage oder unter dem Hashtag #hscamp19 fündig.
P. S.: Ich weiß, was das Gendern angeht, bin ich noch im Übungsmodus. Aber es wird, ich bin guter Dinge.
P. S. 2: Hoffe, die Reihenfolge stimmt. Hab den Plan zu Tag 1 verlegt und Twitter lässt mich nicht so weit zurückscrollen. Hmpf.
*Apropos. Weiß irgendjemand, was da dieses Jahr los ist – findet das NetzpolitikCamp 2019 nicht statt?