Rückblick / [Top 7] 2018
Ganze 365-10 Tage isses her, dass ich das letzte Mal vor der Herausforderung stand, einen schönen Einstieg für den Jahresrückblick zu finden. Normalerweise bin ich ja ein Fan davon, ein Jahr erst rumgehen zu lassen, bevor man es bejubelt bzw. verdammt, aber wenn einen die Muse küsst, kann man halt nix machen, dann muss geschrieben werden. Selbst wenn noch 2018 ist. [sie nickt weise]
Ich hatte mal das hehre Ziel, quasi in Anlehnung an die Monatsrückblicke einen Jahresrückblick zu machen, aber hm, ihr könnt euch stattdessen ja alle Monatsrückblicke durchlesen und selbst eure Schlüsse ziehen. Ok, das klingt jetzt irgendwie nicht nett. Also, ich drücke es mal anders aus: Vielleicht küsst mich im Januar ja noch mal eine Muse (evtl. sogar dieselbe wie gerade), sodass ich diesen superduper Jahres-Szenerückblick noch angehe, aber im Moment habe ich viel mehr Lust, lustige Statistiken durchzugehen und meine Roman-Top-7 für 2018 zu erstellen.
Akt 1: Jammern
Apropos lustige Statistiken: Meine Besucherzahlen haben um 12% gegenüber dem Vorjahr abgenommen, das wiederum Verluste gegenüber 2016 einfahren musste. Ey, was soll das? Seid ihr hier nicht entertained oder was?
Na ja. Bisschen blöd ist das schon, denn man gibt ja Geld* und vor allem Zeit für diese Sache her, und auch wenn mein Selbstwertgefühl das aushält (vor allem weil nette Stammleser nett sind, s. u.), wäre eine Bestätigung in Form von steigenden Klick-/Besuchszahlen nett. Andererseits werde ich jedesmal misstrauisch, wenn die Klickzahlen plötzlich hochschießen. (Vorgestern zum Beispiel. Botalarm?) Und ich weiß ich ja auch, dass der Rückgang „verdient“ ist, obwohl ich ihn dieses Mal nicht auf mangelnde Veröffentlichungen schieben kann. Ich hatte viele gute Ideen (Szene-Jahresrückblick zum Beispiel), letztlich aber kaum eine davon umgesetzt. Stattdessen habe ich auf Bewährtes wie die Top 7 und die Monatsrückblicke gesetzt, die beide offenbar eine feste Leserschaft haben,** aber wenig neue Leute anziehen. Interviews und Gewinnspiele, die für Laufkundschaft sorgen, hatte ich dagegen kaum, und wenig wirklich differenzierte Features. Ebenso habe ich eine geplante neue Gastartikel-Reihe immer weiter nach hinten verschoben.
Die Gründe für diesen Mangel an Innovationen sind in vorübergehenden Frustrationsanfällen, vor allem aber im Zeitmangel zu suchen. Von diesem hatte ich vor allem in der zweiten Jahreshälfte viel. Einerseits ist das doof und ich war echt schon begeistert, überhaupt jedes Mal noch die Monatsrückblicke hinzubekommen. Andererseits hängt das auch mit persönlichen Veränderungen zusammen, die ich grundsätzlich begrüße. Privat war 2018 (bisher – haben ja noch drei Tage …) deutlich positiver als 2016 + 2017*** und nja, letztlich ist das wohl wichtiger als ein erfolgreicher Abyss-Blog, wa. Hinzu kam, dass ich einige Genre-Artikel auf anderen Plattformen, etwa TOR Online oder die Mephisto, veröffentlicht habe, und irgendwann ist selbst bei mir der Punkt erreicht, an dem ich mich mal gerne mit was anderem als Phantastik beschäftige.
Und schließlich … ich mag das Schreiben sehr, aber hab dieses Jahr ein bisschen Abstand davon gebraucht, weil ihr wisst schon. Deshalb habe ich mich *räusper* brotjoblich zumindest teilweise und vorübergehend umorientiert, was wiederum viele Ressourcen gebunden hat. Und irgendwie sind dazwischen ja noch zwei D9E-Serienromane und eine Kurzgeschichte erschienen, die auch dieses Jahr geschrieben werden wollten. Aber keine Sorge. Die Ideen sind immer noch da, und neue dazu gekommen und ich habe für 2019 viiiiel geplant und hoffe, wenigstens einen Bruchteil davon umsetzen zu können ;D Denke, unterm Strich hat 2018 mich zwar kreativ etwas eingeschränkt, andererseits ungemein meinen Horizont erweitert.
Akt 2: Statistiken (Was war das mit DSGVO?)
Und überhaupt reicht es mit dem Jammern, wird ja langsam peinlich. Außerdem gibt es auch Positives zu berichten. Die Klick- und Besucherzahlen mögen nachgelassen haben, die WordPress-Follower aber haben zugenommen. Danke, danke und macht’s euch gemütlich, ihr Neuen! Es gibt hier Top 7, Monatsrückblicke und manchmal auch spannendes anderes Zeug.
Am beliebtesten waren die FragmentAnsichen im Juli und August, was vor allem an der Liste zur internationalen Phantastik liegen dürfte. Die war der erfolgreichste Beitrag des Jahres, gefolgt von den Top 7 zur Schullektüre (die jemand prominent auf Twitter nachgemacht hat; äh – yay …?) und zum Stapel of Shame. Die meisten Leser kamen wenig überraschend über Twitter rein, gefolgt von Facebook und TOR Online. Spannende Suchanfragen gab es enttäuschenderweise dieses Jahr keine. Die meisten wollten einfach nur wissen, wie ihr Superhelden-Name lautet.**** 2019 erwarte ich auch hier Größeres!
Akt 3: Beste 2018 gelesene Romane
Nachdem das nun geklärt ist, können wir uns endlich der traditionellen Roman-Top-7 zuwenden. Wisst ihr, 2018 hatte ich echt mal wieder richtig Spaß beim Lesen, und ich habe nichts erwischt, was ich wirklich schlecht oder langweilig gefunden hätte. Musste mich trotzdem für sieben Titel entscheiden (ok, viel mehr waren es auch nicht …); ausgeklammert habe ich die Romane, die ich für den SERAPH gelesen habe. Es wäre mir komisch vorgekommen, da allzu offensiv auszuplaudern, welche Titel meine Favoriten waren. Ach ja, und ich beziehe mich nicht zwangsläufig auf Bücher, die auch erst dieses Jahr erschienen sind, sondern auf solche, die ich erstmalig gelesen habe.
1. „Frühstück bei Tiffany“ von Truman Capote
Ok, ist bisschen klischeehaft, dass ich das an die erste Stelle setze, ich geb’s ja zu. Aber ich fand diese Novelle wirklich sehr gut. Meine Liebe zum gleichnamigen Film ist vermutlich kein Geheimnis mehr, aber vor dem Buch habe ich mich lange gescheut, denn es konnte doch gar nich an den Film heranreichen! Allerdings war Audrey auf dem Cover und ich brauchte gerade ein dünnes Buch, das ich gut beim täglichen Zug-Pendeln lesen konnte, also habe ich meine Bedenken letztlich über Bord geworfen und mich in die Abenteuer einer sehr blonden und sehr jungen Holly Golightly begeben. Ernsthaft, im Buch ist sie blond. Das war ein Schock, der erst mal überwunden werden musste, aber danach habe ich die Lektüre sehr genossen. Wie auch der Film, ist das Buch melancholisch, tiefsinnig und leicht zugleich, und nun, was könnte man sich denn noch mehr wünschen?! (Gut, unter heutigen Gesichtspunkten mitunter eine weniger diskriminierende Sprachwahl …)
2. „Ready Player One“ von Ernest Cline
Woah. Was ein Buch. Gibt in den Details manchmal echt keinen Sinn, und von „Show don’t tell“ hat Cline offenbar noch nie was gehört, aber scheiß drauf – dieses Buch habe ich 2018 gebraucht! Einfach ein unterhaltsamer Pageturner, vor allem die erste Hälfte über. „Ready Player One“ hat mir den Spaß am Lesen zurückgegeben, und dafür nehme ich gerne in Kauf, dass der Tag des Protagonisten 48 Stunden hat. Um nur mal eine dieser sonderbaren Unstimmigkeiten zu nennen, die sich einen halt schon fragen lassen, wie’s das Buch durchs Lektorat geschafft hat. Aber egal. Hirn aus, Spaß an, läuft. (Übrigens habe ich auch schon lange kein anderes Buch mehr so häufig weiterempfohlen und -verliehen. Hab voll den Überblick verloren, wo mein Exemplar derzeit herumdümpelt.)
3. + 4. „Schwarzer Mond über Soho“ und „Ein Wispern unter Baker Street“ von Ben Aaronovitch
2017 war ich von „Die Flüsse von London“, Band 1 der Reihe um Zauberer und Polizist Peter Grant, noch nicht so richtig überzeugt. Weil das Ende dann aber doch Lust auf mehr gemacht hat und das Buch seinen Weg zu mir fand, habe ich „Schwarzer Mond über Soho“ noch eine Chance gegeben – zum Glück! Nun, da die langwierige Einführung von Welt und Figuren abgeschlossen ist, sprühen sowohl „Soho“ als auch der Nachfolger „Ein Wispern unter Baker Street“ nur so vor Ideen und skurrilem Humor. Zudem ist Aaronovitchs London herrlich lebendig beschrieben und wirkt trotz aller Magie noch wie unser London.
„Soho“ hatte noch einen Ticken mehr Fahrt und das überzeugendere Ende, daher kommt es auf Platz 3. Letztlich nehmen sich beide Bände aber nicht viel und „Peter Grant“ ist insgesamt eine sehr glaubwürdige, zeitgemäße Urban-Fantasy-Reihe. (In meiner verschollenen Auflistung waren beide Bände gemeinsam als Nr. 3 gelistet, und es macht mich echt nervös, dass ich nicht mehr weiß, was dann auf Platz 4 war! :o)
5. „Zwei nach Shanghai“ von Hansen Hoepner, Paul Hoepner und Marie-Sophie Müller
Schon vor ein, zwei Jahren bin ich nachts mal auf 3sat bei einer Doku hängengeblieben. Es ging um ein Zwillingspaar, das gemeinsam mit dem Fahrrad von Berlin aus bis Shanghai gefahren ist. Fand ich cool. Ich bin selbst nicht gerade die Abenteuerlust in Person, bewundere es aber umso mehr, wenn andere solche Aktionen in Angriff nehmen, und lese hinterher auch gerne ihre Reiseberichte bzw. schaue sie mir an. Fernwehbefriedigung für die Couch sozusagen.
Besagte Doku der inzwischen recht bekannt gewordenen Hansen-Zwillinge habe ich mir noch häufiger angeschaut und schließlich mitbekommen, dass es das Ganze auch als Buch gibt. Dieses wirft noch einmal einen persönlicheren Blick auf die Reise und stellt damit eine perfekte Ergänzung dar. Dafür seien auch die etwas marketingmäßig dick aufgetragene Zwillingsromantik und die wiederholten dass/das-Fehler im Buch verziehen. Letztere aber nur widerwillig.
6. „Drei Engel für Armand“ von Jim C. Hines
Aschenputtel hat endlich ihren Prinzen Armand geheiratet. Glücklich bis ans Lebensende ist aber nicht, denn die Stiefschwestern der Braut verbünden sich mit einer Schwarzmagierin und entführen Armand nach Elfstadt. Da bleibt Aschenputtel nichts anderes übrig, als sich mit ihren Freundinnen, Klingentänzerin Dornröschen und Magierin Schneewittchen, selbst auf den Weg zu machen, um Armand zurückzuholen.
Klingt bisschen abgedreht, wa? Ich hab was zwischen „Scheibenwelt“ und „Shrek“ erwartet, aber nope. So lockerflockig Cover, Titel und Klappentext auch anmuten – „Drei Engel …“ ist ein astreines Sword-&-Sorcery-Abenteuer, das mit seinen Protagonistinnen nicht gerade zimperlich umgeht. Hat man sich darauf mal eingestellt und die langatmige Reise bis Elfstadt hinter sich gebracht, ist dieses Buch aber durchaus spannend und voller überraschender Wendungen. Ob ich die „Todesengel“-Reihe weiter verfolge, weiß ich noch nicht genau. Ganz überzeugen konnte mich der Band wegen einiger Längen nicht, andererseits sind die drei Prota-Prinzessinnen sympathische Figuren und mich interessiert, wie es mit ihnen weitergeht. Die Story verspricht jedenfalls noch viel Potenzial.
7. „Der Verfluchte“ von Bernhard Hennen
Bernhard Hennen ist so einer dieser Autoren, deren Bücher für mich eigentlich immer gehen. Ob „Das Nachtvolk“, „Alicia“ oder das Elfengedöns, ich habe mich immer gut unterhalten gefühlt und vor allem viele von Hennens Figuren sehr liebgewonnen.
Mit „Der Verfluchte“, Band 1 der „Chroniken von Azuhr“, wagt er sich ein wenig Richtung Grimdark. Soll heißen: Vermeintliche Hauptfiguren sterben schneller als das zweite Kapitel da ist, niemand ist zu jung, um erschossen zu werden und das Figurenkabinett breit genug gefächert, um die andauernden Todesfälle ausgleichen zu können.
Nja. Diese Art von Fantasy ist nicht wirklich mein Fall, vom Cover her hatte ich sie auch nicht erwartet. Die Grundidee, die Märchen- und Sagenfiguren einer Fantasywelt durch den Glauben an sie wahr werden zu lassen, hat aber ihren Reiz, und auch einige der Nebenfiguren, insbesondere Nok und Nandus, machen Lust auf mehr. Nur leider dreht sich die Story im Mittelteil um Milan und Felicia, zwei Unsympathen, die einander gefunden haben. Spätestens die letzten zweihundert (von knapp sechshundert) Seiten waren trotzdem Pageturner und die Story verspricht sich langsam vom Pärchen wegzubewegen. Insofern – auch hier mal schauen, ob ich weiterlese.
*
Jo. So viel zu 2018. Zuletzt danke ich allen, die immer noch regelmäßig vorbeischauen, mir die Treue halten und mich aufm BuCon mit „Bist du nicht die von FragmentAnsichten?“ begrüßen.***** Höhö. Wer braucht da schon noch Autorenfame. Na ja, der wäre schon auch geil, aber trotzdem. [wischt eine Träne der Rührung weg]
Ähem, Ja. Eigentlich war davor noch eine genaue Erörterung dazu, welche CDs und Kinofilme ich wie fand, aber es wurde langsam etwas zuausufernd und dieser Beitrag hat schon sechs Toffifees das Leben gekostet.
2019 werde ich buchmäßig wohl mit „Der Herr der Wälder“ von Christian Günther starten, einer idealen Pendel-Novelle. Planmäßig ist danach „Die Terranauten“ von T. C. Boyle dran, weil ich mir in einem seltenen Anfall von Spontanität Karten für eine Lesung von ihm gekauft habe, obwohl ich gar keine Ahnung hatte, was er so schreibt. Und bei euch? Wie sind die Pläne für 2019, was waren eure Favoriten 2018?
*Uuuund 2019 gibt man noch mehr Geld aus, weil Automattic einfach mal die Preise um 18 Euro erhöht hat, ohne vorher Bescheid zu sagen. Hmpf. Aber 2019 wechsel ich bestimmt. Also, vielleicht. Wenn ich die Zeit finde.
**Ich hab Angst, dass es aufhört, wenn ich es ausspreche, aber wisst ihr, ich finde es voll lieb, wie die Klickzahlen zum Monatsende zunehmen, egal ob der Rückblick schon da ist oder nicht. Der eine oder andere guckt womöglich wirklich aktiv nach, ob was da ist, jaaa? <3
***Schon weil viele Tests negativ waren, muahaha. Okay, schlechter Wortwitz.
****Bei mir sind sich die verschiedenen Generatoren uneinig. Die Vorschläge beinhalten: Amazing Diamond Girl, The Fearless Fantom, The Dream Panther, Storm Bringer oder Storm Shadow. Finde, Vorschlag Nr. 1 passt am besten zu mir.
*****Wobei ich dieses Jahr häufiger „Du bist doch die mit der WG!“ gehört habe. Aber die bin ich ja nicht mehr.
+1 auf deinen Besuchercount. Hör uff zu jammern da! 😀
PS: Habe den Beitrag sogar komplett gelesen. Ich Heldin!
Wuhu! Danke ;D
***** Und hat noch niemand gesagt: „Du bist doch die Audrey Hepburn“?
Enttäuschenderweise nicht. Seufz.
[…] Blog hat der Aktionismus offenbar gut getan. Nachdem ich im letzten Jahr einen Rückgang der Besucher- und Klickzahlen beklagt hatte, ging es 2019 wieder aufwärts und ich […]
[…] Grundstimmung habe ich als weitgehend leichtherzig empfunden – mehr „Princess Knight“ als „Drei Engel für Armand“, auch wenn zu beiden Ähnlichkeiten […]