Top 7: Coverkäufe

12. Juni 2018 2 Von FragmentAnsichten

Ich kaufe Bücher nur, weil mich der Inhalt interessiert. Die äußere Aufmachung ist für mich völlig irrelevant.

Haha, Unsinn.

Gut, es stimmt schon, heute informiere ich mich sehr genau über ein Buch, ehe ich es kaufe – ich lese Rezensionen, Interviews mit dem Autor, das ganze Programm eben. Inzwischen ist das Cover also  zweitrangig.

Aber damals, in meinen leseintensiven Teenager-Jahren, haben mich Rezensionen – von wenigen Ausnahmen abgesehen – herzlich wenig beeinflusst. Ich bin in die Buchhandlung gegangen und das Buch, dessen Cover mein Interesse wecken konnte, war dann meist das, was ich mitgenommen habe. Vorausgesetzt natürlich, der Klappentext war halbwegs ansprechend; Leseproben fand ich noch weniger relevant als Rezensionen. Und auch heute wecken Cover zumindest mein Interesse am Buch und sorgen dafür, dass ich mich dann näher darüber informiere. Genauso kommt es vor, dass mich ein Cover genug abschreckt, um vom Kauf abzusehen – beispielsweise hätte ich schon längst mal Band 2 von „Die Chronik des Eisernen Druiden“ gelesen, wenn da nur nicht so ein wenig erbauliches Fotocover drauf wäre.* Hier soll es aber nicht um solche Sünden gehen, sondern um sieben meiner Coverkäufe (höhö, ich lese da Co-Verkäufe) und die Frage, inwiefern sie sich gelohnt haben. „Top“ steht drüber, weil die Reihe halt so heißt, aber wie meistens ist das eher relativ zu sehen.**

1. „Die Stadt der Göttin“ von Margaret Weis / Tracy Hickman

Stadt der göttin

„Die Stadt der Göttin“
(Goldmann)

Damals, Anfang der 2000er, waren Fantasyromane oft sehr bunt. Die Helden strotzten vor Muskeln, die Frauen geizten mit Kleidung und ein Cover ohne Drache war kein richtiges Cover. Manchmal galt das auch für die Illustrationen von Larry Elmore. Manchmal hat er aber auch atmosphärische Bilder wie dieses von Raistlin und Crysania geschaffen, zwei der Protagonisten der „Legenden der Drachenlanze“. Es ziert das Cover von „Die Stadt der Göttin“ und brachte mich seinerzeit dazu, den Roman zu kaufen, obwohl es der achte Band der Saga war, allerdings habe ich das erst viel später bemerkt.

In der Folge bekam ich nicht nur ein Faible für die Reihe (und für Raistlin und Crysania im Speziellen), sondern auch für ihre Illustratoren von Brom über Matt Stawicki bis eben hin zu Larry Elmore.*** Das hat später nachgelassen, aber die Bilder behalten für mich nostalgischen Charme. Und auch sonst war es kein Kauf, der mich nachträglich geärgert hätte, denn die Saga war meine erste große Fantasy-Reihe und hat mich jahrelang gut unterhalten.

2. „Die Flüsse von London“ von Ben Aaronovitch

Flüsse london

„Die Flüsse von London“
(dtv)

Die Cover der Peter-Grant-Reihe, erschienen bei dtv, haben alles, was sie brauchen: Sie verraten etwas über den Inhalt, ohne die Figuren zu zeigen. Sie stechen heraus, weil sie nicht zu generisch aussehen. Und sie sind detailreich, aber nicht überladen.

Ich bin lange um die Reihe herumgeschlichen, hatte sie nach ein paar verhaltenen Reaktionen auch eigentlich abgeschrieben. Letztlich hat mich das Cover aber doch bewogen, ihr eine Chance zu geben. Zum Glück, denn seit Band 2 bin ich ihr verfallen. Und Band 1 hat es wenigstens in die 2017er-Topliste geschafft.

3. „Tote Paten küssen besser“ von Casey Daniels

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„Tote Paten küssen besser“
(Feder & Schwert)

Jaa, der Titel dieses ChickLit-Fantasykrimis ist blöde. Aber was soll’s, die Pepper-Martin-Reihe, deren ersten Band „Tote Paten …“ bildet, ist wahnsinnig witzig, spannend und wartet mit zwar sehr rosanen, aber nichtsdestotrotz stilvollen Covern auf.

Inzwischen ist die (ohnehin nicht vollständig übersetzte) Reihe auf Deutsch leider vergriffen, was wirklich ärgerlich ist, denn auf Englisch sind zwar die Titel eingängiger, die Cover aber dafür genretypisch zum Haareraufen. Auf Deutsch sind die Bücher bei Feder & Schwert erschienen, die ihren Büchern ohnehin fast immer sehr ästhetische Cover und eine ansprechende Innengestaltung spendieren. Aus dem Verlag kommen auch einige andere meiner Coverkäufe wie „Krieg der Spinnenkönigin“ (Brom <3) oder „Engel: Pandoramicum“.

4. „Midwinter“ von Matthew Sturges

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„Midwinter“
(Bastei Entertainment)

Als dieses Buch auf den Markt kam, war meine Stawicki-Brom-usw-Phase eigentlich schon vorbei. Aber beim Anblick des Covers müssen mich wohl nostalgische Gefühle überfallen haben, auch wenn die Illustration darauf von Chris MacGrath stammt, aber der Stil ist doch nicht ganz unähnlich. Jedenfalls bin ich monatelang um das Buch herumgeschlichen, und als dann von Magira ein Rezensent dafür gesucht wurde, hab ich nicht lange überlegt.

Das Buch war … okay. Mit Silberdun gab es eine interessante, vielschichtige Nebenfigur**** und die Verflechtung von drei Welten in eine Handlung brachte einige neue, humorvolle Impulse in die ansonsten eher klassische Fantasy-Story. Ich erinnere mich aber, mich stellenweise doch ziemlich durchgequält zu haben und die Darstellung der weiblichen Figuren war enttäuschend.

5. „Robotermärchen“ von Stanislaw Lem

robotermärchen

„Robotermärchen“
(Suhrkamp)

Ich find ja, die besten Bücher nimmt man nicht in Englisch oder Deutsch durch, sondern in Ethik. Hier haben wir Camus, Sartre, Orwell und auch Lem thematisiert, von Letzterem „Die Sterntagebücher“. Das fand ich beeindruckend genug, um anschließend noch ein Buch des Autors aus dem elterlichen Bücherschrank zu fischen. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, welches – vielleicht war es „Die vollkommene Leere“, denn es klingt wie etwas, was ich damals gelesen hätte. Jedenfalls habe ich mir eingeredet, es gut und auch total unterhaltsam zu finden, obwohl ich es ehrlich gesagt nicht mal zu Ende gelesen habe. Danach hatte ich dann auch erst einmal genug von Stanislaw Lem, aber als ich auf dieses Neoncover stieß, musste es irgendwie doch sein. Auf den ersten Blick wirkt es ja etwas einfallslos, aber nun, mich sprach es an, und Kurzgeschichten klingen bei einem wie Lem auch nach einer guten Idee. Tatsächlich ist es bis heute mein Lieblingsbuch von ihm und das Einzige, das ich mehrmals gelesen habe. Na, zumindest einzelne Geschichten daraus.

6. „Und der Tod wird nur ein Versprechen sein“ von Lalie und Téhy

engel und drache„Und der Tod wird nur ein Versprechen sein“
(Splitter)

Comics sind eh so ein Ding. Hier kaufe ich immer noch sehr häufig nach Cover, zuletzt etwa bei „Monstress“, was eigentlich als positives Beispiel in die Liste müsste. „Und der Tod wird nur ein Versprechen sein“, Teil 1 des Zweibänders „Der Engel und der Drache“, ist dagegen ein nicht ganz so positives Beispiel. Die Optik dieses Albums ist zwar ohne Zweifel atemberaubend, aber die pseudomelancholische Handlung um eine Drachen-intensive Nahtoderfahrung hat mich nicht gepackt, letzen Endes sogar enttäuscht. Trotzdem bin ich froh, diesen Band gekauft zu haben, da er mich erstens zum Splitter-Verlag und französischen Comics gebracht hat, und zweitens das Durchblättern immer noch Spaß macht.

7. „Die Insel, die es nie gab“ von Frederik Hetman

Insel Cover

„Die Insel, die es nie gab“
(Omnibus)

Was erwartet einen in einem Buch, auf dessen Cover fliegende Turnschuhe vor einem Inselparadies zu sehen sind? Ich hatte keine Ahnung, wollte es aber herausfinden. Praktischerweise musste ich „Die Insel, die es nie gab“ auch nicht kaufen, sondern es nur aus dem Bücherregal meiner Schwester klauen, die mir auf den Weg mitgab, dass das Buch sehr seltsam sei. Nun, sie hatte recht. Hinter Titel und Cover verbirgt sich eine Abenteuergeschichte, die „Herr der Fliegen“ mit Aborigines-Mythen verknüpft. Klingt cool, ist aber reichlich wirr. Trotzdem eines dieser Bücher, denen ich noch mal eine Chance geben möchte. Hab das Gefühl, ich war damals einfach zu jung, um beim Traumzeit-Thema durchzusteigen.

*

Und damit sind wir auch schon wieder am Ende des Listicals angelangt und wie üblich fühlt es sich unbefriedigend an, da so viele Bücher nicht genannt werden konnten. Zwischenzeitlich fanden sich beispielsweise auch mal die Taschenbuch-Version von „Lamento“ und das Hardcover von „Arkadien erwacht“ darauf, „Die Magier von Montparnasse“ wurde ins Kleingedruckte verschoben, alles Nicht-Phantastische ausgeklammert.

Dass hier so wenige Kleinverlage (oder Selfpublisher) vertreten sind, liegt übrigens nicht daran, dass die keine schönen Cover machen würden, im Gegenteil. Seht euch nur mal an, was Art Skript Phantastik so alles abliefert, und ich liebe ja das Cover zu „Mondschatten“ von Jaqueline Mayerhofer. Das Ding ist bloß, dass meine Viellese- und Coverkaufzeiten schon abgenommen hatten, als ich auf Verlage aufmerksam wurde, die nicht im stationären Buchhandel vertreten sind. Wenn ich mich wieder einmal darüber ärgere, dass ein Leser mein supertolles Buch nicht kaufen möchte, weil ihm vielleicht das Cover nicht gefällt oder er sich nicht ordentlich über seine Möglichkeiten informiert … na ja, dann erinnere ich mich an Teenie-Alessandra und wie sie die Welt sah. Mag sein, dass die Bedeutung des (stationären) Buchhandels abnimmt. Aber die Macht eines hübschen Covers, das unverhofft in die Hände fällt, sollte man nicht unterschätzen.


*Dabei ist das Buch bei der Hobbit Presse erschienen, die sonst sehr hübsche Cover macht, siehe beispielsweise „Die Magier von Montparnasse“. Auch die Hardcover-Version von Band 1 des „Eisernen Druiden“ konnte sich sehen lassen, aber für die Paperbacks wurden dann leider die englischen Fotocover verwendet.
**Als mir die Idee zu diesem Beitrag kam, lag ich im Bett und hatte sofort sieben Beispiele im Kopf parat, aber als ich sie am nächsten Tag aufschreiben wollte, hatte ich zwei davon schon wieder vergessen. Deshalb, Kinder – immer ein Notizbuch neben dem Bett lagern.
***Ich weiß nicht, ob ich das sagen darf (hab gefragt, ich darf), aber Fabienne Siegmund hat ein Buch von ihm mit persönlicher Widmung und obwohl ich Larry Elmore heute nicht mehr so spannend finde, muss ich doch sagen – ich bin neidisch.
**** Im Spin-Off „Schattenspäher“ geht es dann wohl auch um Silberdun, der in „Midwinter“ quasi seine Origin Story als Trickster erfährt. Steht noch auf der Leseliste.