Role Play Convention 2018

20. Mai 2018 7 Von FragmentAnsichten

Na, diesen Monat kann sich keiner beschweren, ich würde keine Event-Berichte posten: Nach LitCamp Bonn und PAN-Branchentreffen kommt hier noch ein kleiner Rückblick auf die Role Play Convention.* Und so viel schon mal als Spoiler vorab: Mir hat’s gefallen.

Allgemein

Die RPC ist eine seit 11 Jahren jährlich stattfindende MediaCon rund um Rollenspiel und Phantastik, die 2009 von Münster in die Messehallen Köln-Deutz umgezogen ist. Nahm sie ihren Namen in den ersten Jahren noch sehr ernst, versteht sie sich inzwischen eher als allgemeine Con mit Mittelaltermarkt, Workshops, Lesungen, Konzerten usw.

Ich bin seit 2009 fast jedes Jahr dort gewesen, anfangs als Besucher, seit 2016 als Aussteller bzw. Autor. Im Laufe der Zeit habe ich immer wieder gehört, die Messe habe an Attraktivität verloren, allerdings finde ich, dass sie sich nach einem Durchhänger Mitte der 2010er-Jahre wieder gefangen hat. Mir gefällt sie außerdem gerade deshalb, weil sie verschiedene Zielgruppen innerhalb der Phantastik anspricht,** allerdings ist vielleicht gerade das auch ihr Problem: Reine Rollenspieler kritisieren beispielsweise den in den letzten Jahren hinzugekommenen Fokus auf Cosplay, Cosplayer und erst recht „reine“ Konzert-, Brettspiel- oder Literaturinteressierte bekommen aber wiederum erst langsam mit, dass die Messe trotz ihres Namens auch für sie von Interesse sein kann.

Dieses Jahr war ich ohne Lesung, aber mit einem Autorenstand dort, den ich mir wie schon 2016 und 2017 mit Fabienne Siegmund geteilt habe.

Aus Besucher-Sicht

Ich habe dieses Mal aus Zeitmangel keine gezielten Programmpunkte außer dem Fantasy-Award (s. u.) besucht. Vom gelegentlichen Mal-Durchgehen kam mir das Angebot aber durchaus vielfältig vor, neben den üblichen Verkaufsständen aus verschiedenen Genre-Bereichen konnte man sich wieder im Lasertag oder Jugger versuchen, Games und Brettspiele ausprobieren, oder die Shows, Konzerte (mit Bands v. a. aus dem Mittelalterbereich, außerdem etwas Folk Rock/Metal), Workshops, Lesungen und eine Star-Wars-Modellausstellung besuchen.

RPC_1

Zeitreisemaschine, nicht zum Anfassen

Die Star-Autogramme und -Foto-Shoots wurden auch zu akzeptablen Preisen um die 20-30 Euro angeboten***, teilweise bekam man sie sogar kostenlos. Die Eintrittspreise waren gegenüber dem Vorjahr etwas gestiegen, aber mit Tagespreisen zu 13 (VVK) bzw. 16,50 Euro und dem Dauerticket für 23 (VVK) bzw. 30 Euro weiterhin vergleichsweise moderat.****

Aus Aussteller-Sicht

Ich bin kein großes Verkaufsgenie, das auf die Leute zuhüpft, Smalltalk aus dem FF beherrscht und die eigenen Bücher als das Non-Plus-Ultra der internationalen Phantastik anpreist. Trotzdem machen mir die Autoren-Stände jedes Jahr wieder Spaß, weil sie eine Möglichkeit bieten, a) auch neue Zielgruppen auf sich aufmerksam zu machen und b) überhaupt offline mit Lesern in Kontakt zu treten. Klar geht das auf BuCon und Co. auch, aber ich habe das Gefühl, dass man sich dort (noch) stärker innerhalb der eigenen Blase bewegt. Auf der RPC interessiert sich dann halt auch mal ein Gelegenheitsleser, der eigentlich nur für Jugger auf die Messe kam, für deine Bücher.

RPC_2

Die Autoren-Meile (vorne mit Janika Hoffmann)

Als ich beim Aufbau gesehen habe, dass die Autoren nicht mehr – wie in den letzten Jahren – quasi im Kreis, sondern in einer langen Reihe gegenüber einer Brettspiel-Spielfläche angeordnet waren, schwante mir Übles. Aber letztlich fand ich die Platzierung doch gar nicht schlecht, besser auf jeden Fall als 2017. Vor allem samstags war generell viel los, aber selbst sonntags kurz vor Schluss haben noch viele mehr oder weniger Interessierte und Kauffreudige vorbeigeschaut. Ich habe von anderen Autoren zwar andere Meinungen gehört, kann mich aber selbst nicht beschweren. Vielleicht war es sogar ein Vorteil, ziemlich in der Mitte der Reihe zu sitzen, obwohl ich erst befürchtet hatte, dort würde sich niemand mehr für noch mehr Autoren und noch mehr Bücher interessieren.

Cosplay und Co.

Die Anzahl an Cosplayern kam mir etwas weniger vor als in den Vorjahren, aber immer noch gab es seeehr viel zu gucken, von alten Bekannten wie der Sims-Familie, zwei Raptoren, den Post-Apokalyptikern, diversen Harley Quinns und Reys bis hin zu Disney-Prinzessinnen jeden Geschlechts und einem Teufel auf Stelzen.

Während ich gefühlte Ewigkeiten anstand, um für einen Mitbewohner ein Autogramm von einem Cosplayer zu bekommen (und am Ende doch aufgegeben habe, weil zu viel los war), wurde mir erst mal bewusst, wie sich der Bereich inzwischen professionalisiert hat. Als ich mit meinen Flügelchen 2006 über die Frankfurter Buchmesse getappst bin, steckte das Ganze hierzulande doch noch ziemlich in den Kinderschuhen, inzwischen ziehen manche Cosplayer offenbar mehr Fans an als die Hollywood-Stargäste.

RPC-Fantasy-Awards

Samstagabends wurden die RPC-Fantasy-Awards in sechs Publikums- und zwei Jury-Kategorien vergeben. Früher brauchte es eine separate (Presse-)Einladung, um zur Verleihung zu gelangen, inzwischen ist sie Teil des regulären Programms – was ja irgendwie auch nur sinnig ist, wenn man bedenkt, dass die meisten Gewinner durch das Publikum bestimmt werden.

Die Verleihung selbst wurde von Tommy Krappweis und Mháire Stritter moderiert und war vergleichbar mit den DPP-Preisverleihungen auf dem BuCon. Heißt: Nicht wirklich festlich, ein wenig chaotisch, aber doch kurzweilig.

RPC_3

Tommy Krappweis macht den Dirigenten vor den Preisträgern

Für die Publikumspreise konnte man vorher aus einer vorgegebenen Liste abstimmen, das Rennen machten hier beispielsweise Bernhard Hennen und Robert Corvux mit „Die Phileasson-Saga: Silberflamme“ (Literatur-Kategorie) oder Reinhard Kotz mit „Die Andergaster“ (Comic und Manga). Beide Werke spielen in Aventurien, und überhaupt ist DSA offenbar ein verlässlicher Background für einen RPC-Award.

Nach welchen Prinzipien die bunt zwischen Genres und Medien hüpfenden Kategorien „Jury“ und „Most Promising Product“ ausgewählt wurden, blieb im Dunkeln. Zu den insgesamt 14 Preisträgern hier gehörten jedenfalls auch Judith Vogt mit ihrem Splittermond-Roman „Affe und Phönix“ sowie Kai Meyers „Die Krone der Sterne“. Allen Preisträgern – die komplette Liste findet ihr hier – herzlichen Glückwunsch!

Nahrungsmittelversorgung

Kein Event-Bericht, ohne dass ich auf die Verpflegung vor Ort eingehen würde! Ma muss sagen: Auf der RPC herrschen Messe-Preise. Das heißt, den Cappuccino gibt es ebenso wie die Bratwurst für 4 Euro. Aber man muss auch sagen, dass es schmeckt. Also von der Bratwurst werd ich noch meinen Kindeskindern erzählen. Außerdem ist die Auswahl vor allem dank des Mittelalter-Marktes  groß genug, um sogar anspruchsvolle Zeitgenossen wie mich (bitte nix mit TomateSojaFrüchten) zu ernähren. Auch wenn ich meinen geliebten Flammkuchen-Stand dieses Jahr vermisst habe.

Fazit

Die letzten vier Literatur-/Geek-Veranstaltungen, die ich besucht habe, haben mich mit eher ambivalenten Gefühlen zurückgelassen. Habe langsam schon angefangen, mich zu fragen, ob das vielleicht alles nicht mehr so mein Ding ist. Aber nach der RPC bin ich versöhnt und beruhigt: Es waren zwei in jeder Hinsicht phantastische Tage, ich danke allen, die sie dazu gemacht haben und freue mich schon jetzt auf die Ausgabe 2019.


*In einem plötzlichen Anfall von Innovationsfreude hatte ich den eigentlich als Video geplant, aber das war mir dann doch zu fancy und nach drei Minuten Aufnahme hatte ich wieder vergessen, dass eine Stimmung Ausdruck haben sollte. Also bleiben wie beim good old Text.
**Zwischenzeitlich gab es sogar mal einen Versuch, die RPC mit anderen Messen wie der Gothika zu verbinden, aber das ist das wohl doch wieder im Sande verlaufen.
***Glaube ich zumindest. Finde auf der Homepage der RPC gerade nichts dazu.
****Günstigere Vorverkaufstickets bekommt man übrigens über Buffed.de.