Top 7: Asterix-Bände

3. November 2017 2 Von FragmentAnsichten

Als Kind ist vermutlich die Hälfte meines Taschengeldes für Donald-Duck-Comics draufgegangen – zumindest, nachdem ich die nicht eben kleine Sammlung meines Vaters zum sechsten Mal durch hatte. Meine Favoriten waren die LTBs, aber die waren halt auch teuer. Später gab es diese ganzen Sonderbände, „Die Abenteuer der Ducks“ und so, die habe ich richtig abgefeiert, weil die Ducks einfach spannender sind als Mickey Maus. Aber nun, eigentlich geht es mir ja gar nicht um die. Das Ding ist nur, irgendwann habe ich ziemlich viele meiner LTBs an den Nachbarsjungen verliehen UND SIE NIE ZURÜCKBEKOMMEN!

Schlaflos nach Gallien

Nach diesem traumatischen Erlebnis brauchte ich neuen Stoff zur Verarbeitung, aber bitte ohne Enten. Ich versuchte es mit den Peanuts und Garfield, fand auch beide ganz gut, aber es waren halt „nur“ Strips, keine längeren Geschichten. Mein Vater hat mir immer mal wieder versucht, „Asterix und der Arvernerschild“ anzudrehen, aber irgendwie war mir der Kerl mit seinem Flügelhut suspekt. Irgendwann war ich aber bei meinem Onkel zu Besuch und konnte nicht schlafen. Neben mir stand eine beeindruckende Asterix-Sammlung und mir gefiel das Cover von „Asterix und Latraviata“, also habe ich den Band mal hervorgezogen und joa. „Latraviata“ gilt unter den Fans der Reihe jetzt nicht unbedingt als der beste Band, aber mich hat er angefixt. Vielleicht weil die Frauen in dem Band schon cool sind, auch wenn ich mir darüber damals herzlich wenig Gedanken gemacht haben dürfte. Ich hab ihn jedenfalls durchgelesen, konnte danach vermutlich schlafen, hab zurück daheim dann auch endlich „Der Arvernerschild“ gelesen und kurz darauf festgestellt, dass Asterix-Bände sogar etwas günstiger sind als LTBs (außer natürlich, man wählt die Hardcover). Da ich ohnehin auf dem Kelten-und-Antike-Trip war, war die Reihe thematisch eigentlich eh mein Ding, aber vermutlich war sie mir anfangs einfach zu mainstream gewesen. (Ja, Donald Duck war natürlich voll underground.)

asterixbände_fragmentansichten

Ich habe nicht alle Bände. Viele, vor allem von den älteren Bänden, habe ich in der Bibliothek ausgeliehen, ein paar Klassiker wie „Die Trabantenstadt“ sogar gar nicht gelesen und alles ab Ferri und Conrad kenne ich auch noch nicht. Nicht weil ich da irgendwie puristisch veranlagt wäre, zum Zeitpunkt von „Asterix bei den Pikten“ war ich nur lesetechnisch schon weitergewandert.

Im Oktober ist nun aber ja mit „Asterix in Italien“ der 37. Band erschienen, und das ist ein idealer Zeitpunkt, meine liebsten sieben, sehr oft gelesenen Bände Revue passieren zu lassen. Schätze, die Auswahl wird nicht jedem zusagen, schon weil ein paar Klassiker fehlen. Hintergrund ist oft, dass ich die wie gesagt nur ausgeliehen hatte und nicht mehr wirklich auf dem Schirm habe. Oder ich fand sie wie im Falle von Band 1 halt echt nicht so toll.

1. Asterix als Legionär

Es war ein harter Kampf zwischen den Plätzen 1 und 2. Schließlich hat ihn „Asterix als Legionär“ gemacht – vor allem dank der liebenswerten, interkulturellen Zenturie von Asterix und Obelix, die sich in diesem Band aufmachen, um Falbalas Verlobten aus Scipios Heer zu befreien.

Generell mag ich Asterix vor allem dann, wenn verschiedene kulturelle Stereotype aufeinandertreffen.* Gewissermaßen macht das natürlich jeden Asterix-Band aus, aber nicht immer gelingt das so gut wie hier, wo der Culture Clash nicht Selbstzweck ist, aber als Running Gag doch eine prominente Rolle einnimmt.

2. Die Lorbeeren des Cäsar

Um seinem Schwager zu imponieren, schickt Majestix Asterix und Obelix los, die Lorbeeren des Cäsar zu besorgen, um mit ihnen einen Salat zu würzen. Also geht es für die beiden nach Rom, wo sie als Sklaven im Haus einer herrlich dekadenten römischen Familie landen. Das macht „Die Lorbeeren des Cäsar“ zum wohl unanständigsten Band der Reihe, was aber natürlich nicht der Grund ist, weshalb wir ihn so schätzen. Das liegt vielmehr an der Unerschüttlichkeit, mit der die römische Familie Asterix‘ Versuche, für Chaos zu sorgen, immer wieder ins Positive verkehrt.

3. Asterix und Latraviata

Was mich an „Asterix und Obelix feiern Geburtstag“ echt gestört hat: Fast alle ihre Wegbegleiter und Freunde tauchen auf, nur Latraviata fehlt! Na ja, vielleicht ist sie gerade mit irgendeiner Theatervorstellung beschäftigt. In „Asterix und Latraviata“ stellt sie ihr Können unter Beweis, indem sie sich als Falbala ausgibt, um an einige Objekte in Besitz der Gallier zu kommen.

Normalerweise mag ich solche Verwechslungsgeschichten ja nicht besonders, und gerade diese ist im Grunde sehr unglaubwürdig. Aber nun, wir sind bei Asterix, wo Cäsar immer wieder den Deus ex Machina macht und nichts weiter als einen Katzensprung entfernt scheint. Da nimmt man dann auch die Amnesie-Story von Latraviata ab, und die Komödiantin und ihr Begleiter Visacardus sind dann auch die größten Pluspunkte des Bandes, gefolgt von der Erweiterung des persönlichen Figurenkosmos rund um Asterix und Obelix selbst. Und, nun, natürlich hat dieser Band Nostalgie-Wert für mich.

4. Asterix und der Arvernerschild

Dieser Band nimmt das gallische Setting ein wenig ernster als die meisten anderen, was für mich vielleicht auch ein wenig den Reiz ausmacht. Die Römer suchen hier nach dem Schild des Vercingetorix und kreuzen dabei mehr aus Zufall immer wieder die Wege von Asterix und Obelix. Das ist … unterhaltsam. Wow, meine Begründungen haben es in sich!

5. Asterix bei den Olympischen Spielen

Ich bin ja nicht so der Teamsportler. Beim Volleyball fand ich den Aufschlag am spannendsten, beim Basketball bin ich immerhin noch solidarisch durch die Gegend gelaufen** und beim Völkerball habe ich gewonnen, indem ich mich in eine Ecke gestellt und so getan habe, als gehöre ich zur gegnerischen Seite. Dieses Sportlergeistmoralgedöns am Ende von „… bei den Olympischen Spielen“ lässt mich daher eher kalt. Aber allein schon das Athen-Sightseeing und der Gegensatz zwischen des asketischen Athleten (uh, das klingt schön) einerseits und den ausschweifenden Galliern andererseits machen den Band sehr lesenswert.

6. Asterix – Die Odyssee

Hm. Ist es schon ein guilty pleasure, diesen Band hier auftauchen zu lassen? Der feine Humor der Goscinny-Bände weicht einem dezent überladenen Plot, indem sich für nichts richtig Zeit genommen wird. Dennoch gehört „Die Odyssee“ zu meinen Lieblingsbänden, vielleicht weil er – ähnlich wie „Asterix als Legionär“ und „Asterix im Morgenland“ – so einen Road-Movie-Charakter hat. Oder ich mag einfach Bände, die in der Wüste spielen.

7. Der Kampf der Häuptlinge

Dieser Band erinnert mich ein wenig an „Asterix und der Arvernerschild“ – vermutlich, weil hier wie da die Traditionen der Gallier eine relativ prominente Rolle einnehmen. Den begehrten 7. Platz, um den er sich mit vielen anderen Bänden gestritten hat, erhält er aber dank des Druiden Amnesix bzw. dessen Kapriolen mit Miraculix. Und dank des Hintermanns der Dreiläufersänfte. Ja, ich bin mitunter leicht zu beeindrucken.

Honorable Mention: Das große Asterix-Lexikon

Ihr wollt damit angeben, jede noch so kleine historische Anspielung verstanden zu haben? Dann empfehle ich euch „Das große Asterixlexikon“ von Horst Berner. Danach seid ihr schlauer oder könnt wenigstens so tun als ob. Zumindest, wenn ihr die Bände auf Deutsch lest.

Nun, wie leicht seid ihr zu beeindrucken? Reicht euch Slapstick oder braucht es tiefschürfende Anspielungen und welchen Band vermisst ihr hier schmerzlichst?


*die natürlich voller harter Klischees und hm, ja, manchmal wohl auch kritisch zu sehen sind
**Immer in der Hoffnung, dass mir niemand tatsächlich den Ball zukommen lässt. Normalerweise hat das aber auch jeder mit Siegeswillen tunlichst vermieden.