Oktoberansichten 2017

Oktoberansichten 2017

1. November 2017 4 Von FragmentAnsichten

… in denen es uns ein wenig an Themen mangelt. Aber zum Glück kann man viel über Kazuo Ishiguro reden.

Ähm. War was? Ich hab das Gefühl, die meisten Blogs und Webseiten wurden diesen Monat ganz von Frankfurter Buchmesse und BuCon beherrscht.  Da ich denen schon einen eigenen Beitrag gewidmet habe, gibt es ja kaum noch was zu berichten.

Das Label Phantastik und wer es tragen darf

Na ja, nicht ganz. Es gab ja noch ein Leben vor der Buchmesse, 2015 beispielsweise, als ich sage und schreibe dreimal einen Beitrag über Genre-Kleingeistigkeit und Kazuo Ishiguro angekündigt habe. Dieser Beitrag existiert nicht. Es gibt ein paar lose Fragmente in den Tiefen des Dashboards, aber der beklagenswerte Zustand, in dem sie sich befinden, sollte mir eine Lehre sein, Beitrage erst dann anzukündigen, wenn ihr Ende halbwegs absehbar ist. Anyway, inzwischen hat Kazuo Ishiguro den Literatur-Nobelpreis bekommen und damit wurde die Diskussion wieder aufgewärmt. Das wäre natürlich meine Chance gewesen, doch noch was aus diesen Fragmenten zu machen, aber … ach, da wäre ich jetzt eh nur noch ein später Folger.

Kazuo_Ishiguro_by_Kubik

Kazuo Ishiguro (Foto von Mariusz Kubik unter CC BY-SA 3.0)

Ein Beitrag zum Thema kam diesen Monat beispielsweise schon von Lars Schmeink. Sein Pro und Contra zur Frage, inwiefern Kazuo Ishiguro nun ein Autor der Fantastik ist, lässt mich nachvollziehen, warum diese Debatte überhaupt existiert – für mich stand außer Frage, dass sich einige von Ishiguros Werken zur Phantastik zählen lassen, wenn auch nicht unbedingt zur Fantasy. Zugleich finde ich es eigenartig, die Tatsache, dass es Ishiguro nicht um eine Sekundärwelt geht, sondern die verwendeten phantastischen Elemente für ihn „Versatzstück[e]“ sind, als Contra-Argument auszulegen. Wenn man das als Ausschlusskriterium für einen Phantastik-Autor sieht, fallen viele Genre-Namen weg – Viktor Pelewin beispielsweise, Laurent Gaudé oder Leif Randt. Bei näherer Betrachtung natürlich alles nicht gerade die klassischsten SFF-Autoren. In einer Leserunde zu „Vor meiner Ewigkeit“ beschwerte sich eine Leserin mal, dass die Geschichte nicht wie beworben Fantasy sei, sondern eher ein Psychogramm mit ein paar Vampiren. Ich hab diese Bemerkung zugegebenermaßen etwas belächelt, aber gut, wenn man Schmeinks Contra-Sichtweise heranzieht, mag sie sogar Recht gehabt haben. Insofern bin ich um eine mögliche Perspektive reicher geworden. Yay.

Es bestenlistet

So genau wie Schmeink nimmt es die Phantastische Bestenliste mit ihren Definitionen nicht, sonst wäre wohl „Exit West“ nicht dabei. Seit Oktober wird hier jeden Monat per Juryentscheid die Top 10 der SFF-Literatur gekürt, wobei es sich um Veröffentlichungen der letzten zwölf Monate handeln muss. Man darf gespannt sein, was dabei herauskommt. Bis jetzt haben wir jedenfalls eine recht TOR-intensive Liste.

Veranstaltungen, Halloween und Sowjet-SF

Ansonsten gab es auch fern von Hessen ein paar phantastische Veranstaltungen, beispielsweise die Dragon Days in Stuttgart, die Kitty Moan Con in Langenfeld oder die Bonner Buchmesse. Ah, außerdem wurde Margaret Atwood – noch so einer Ja-Nein-Vielleicht-Phantastin – der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels überreicht. Finden wir gut. Ebenso wie Peter Schmitts Geschichte des modernen Halloween in Deutschland sowie die Auswahl an mir bis dato völlig unbekannten SF-Filmen der Sowjetunion, die diesen Monat auf tiff  vorgestellt wurde.

kürbisaugen

Etwas kontextfrei, aber kommt, die Augen sind süß! (Quelle: Pixabay).

Soweit zu den ausnahmsweise sehr kurzen Monatsansichten, im November wird es dann mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder länger. Dann findet am 25. und 26. November auch die Buch Berlin statt, auf der man mich mit nicht ganz so hoher, aber doch ordentlicher Wahrscheinlichkeit samstags antreffen kann.