Geek Quest #5: Creepy cave is creepy
Die aktuelle Geek Quest, die da lautete, den geekigsten Ort in meiner Stadt zu dokumentieren, stürzte mich erst mal stilecht in eine Identitätskrise. Denn was ist denn bitte „meine“ Stadt? Vor einem Jahr hätte ich wahrscheinlich noch im Brustton des Patriotismus gesagt, das sei natürlich Koblenz, und dann hätte hier ein langer Artikel über die Ehrenbreitstein oder den Zeitgeist gestanden. Inzwischen ist es allerdings fast zweieinhalb Jahre her, dass ich aus Koblenz weggezogen bin und so langsam kann ich das dann irgendwie doch nicht mehr als meine hood bezeichnen. Meinen aktuellen Wohnort Brühl kenne ich aber schlicht noch nicht gut genug, um etwas Geekigeres als den Schlosspark (öh, gut für Cosplay-Fotos …?) oder das Max-Ernst-Museum (ich sag nur Tim Burton-Ausstellung!) zu nennen. Blieb also noch Höhr-Grenzhausen, der *insert verspielte Flötenmusik* Ort meiner Kindheit, an den ich immer mal zurückgezogen bin, wenn ich gerade nicht wusste, wo’s sonst hingeht. Laufe am Wochenende eh ständig dort herum, also geht der klar.
Gut, der Ort ist gefunden. Nun ist Höhr-Grenzhausen mit seinen 10.000 Einwohnern nicht gerade der Gipfel der Geekigkeit, auch wenn es immerhin einen Burgturm und ein jährliches Mittelalter-Lager gibt. Nach reiflicher Überlegung habe ich mich aber für einen anderen Ort entschieden. Nämlich den hier:
Das ist ein sehr schöner Waldhang, vor allem, wenn man ihn an einem sonnigen Sonntagmittag besucht. Es ist aber nicht nur ein schöner Hang, sondern er hat auch eine *insert Donnergrollen hier* finstere Vergangenheit. Denn was man hier nicht sieht: Im Hang befand sich mal eine Höhle, die noch vor zehn Jahren offen war, ehe sie – wohl aus Sicherheitsgründen – zugeschüttet wurde. Wenn man hineinkrabbelte, sah man in erster Linie Fledermäuse. Wäre man weitergekrabbelt, wäre man vielleicht zu Batman geworden, oder von der Erddecke begraben worden. Da der erkennbare Tunnel ohnehin schon halb eingestürzt war, hat es glaube ich niemand ausprobiert. Dafür gab und gibt es eine Menge Geschichten darüber, welchen Zweck diese Höhle und ihr Gang einmal erfüllt haben. Als Kind erzählte man mir, in der Höhle hätten sich früher Hexen versteckt. Später wurden die Erklärungen etwas profaner, da hieß es dann, der Gang ende unter dem Altar der katholischen Kirche und habe im Krieg als Fluchtweg gedient. Leider durfte ich nie unter dem Altar nachsehen, um diese Aussage zu verifizieren, und ich weiß nicht genau, welcher Krieg damit gemeint war. Für den Zweiten Weltkrieg wussten zu wenige Leute, die ich danach gefragt habe, von dem Gang, außerdem war er dafür vielleicht schon zu instabil.
Aber was nun auch Sinn und Zweck dieser Höhle und des Gangs dahinter gewesen sein mögen: Er hat von klein auf meine Fantasie beflügelt, war Schauplatz einer (unvollendeten) Kurzgeschichte und das plus die Sache mit Batman reichen doch schon aus für die Geekigkeit. Außerdem gab es mal eine Phase, in der die Höhle beliebter Treffpunkt für Halloween- und … andere Meetings war. Dass das Loch zugeschüttet wurde, ist zwar verständlich, aber auch schade, schon, weil das Foto dadurch etwas nichtssagend geraten ist.* Irgendwann muss ich vielleicht doch mal den Altar inspizieren. Scherz. Obwohl …
P. S.: Dieser Beitrag kommt einen Tag zu spät, und ich hatte ihn eigentlich schon aufgegeben. Aber des Wortwerken-Kopfes Beitrag zum Lüneburger Uni-Hauptgebäude hat doch noch mal für Frühstücksmotivation gesorgt, also hoffe ich, man wird mir die Verspätung nachsehen *ich gucke unschuldig*
P. S. 2: Da die Quest verlängert wurde, kommt der Beitrag doch nicht zu spät, yay!
*Ich vermute, spätestens in ein paar Jahrzehnten liegt die Höhle eh wieder frei, da der Hang ständig abträgt. Evtl. hab ich beim Fotografieren auch den falschen Hang erwischt.
Tja, vor vielen Jahrhunderten ist bei uns in der Verbandsgemeinde (wenn ich mich recht entsinne) Erz unter Tage abgebaut worden. Hilgert ist zum Beispiel komplett untertunelt (wobei die schon lange nicht mehr zugänglich sind). An den Bahnschienen entlang Kammerforst gibt es noch so eine Höhle, die in einen tiefen Schacht übergeht.
Ach krass, wusste ich auch noch nicht. Und ich dachte, da geht’s wenigstens nach Narnia oder so …
Hallo Alessandra,
das diese Höhle Dich mal so inspirieren würde hätte ich nicht gedacht – obwohl: Schon andere haben sich dazu ihre Gedanken gemacht:
Laut den am meisten bestätigten Gerüchten (…) handelt es sich bei dieser Höhle übrigens um eine natürliche Höhle die um einen langen, horizontalen Gang erweitert wurde um dort in früheren Jahrhunderten Eis zu lagern (ob der wirklich bis zur Kirche ging sei dahingestellt). Dazu muß man wissen, daß Höhr-Grenzhausen früher nicht nur Zentrum der Keramikindustrie war (und heute noch ist), sondern auch einen florierenden Hopfenanbau hatte (siehe auch http://www.wirtschaftsgeschichte-rlp.de/merkmale/kannenbaeckerland.html). Kühlhäuser gab es damals noch nicht, also schlug man im Winter Eis und lagerte es das Jahr über in dieser Höhle. Nicht von ungefähr heißt noch heute eines der Häuser in der Nähe „Eishaus“.
Früher hatte ich die Gelegenheit auch einmal in die Höhle mit einer Taschenlampe durch einen kleinen Schacht reinzuleuchten – im Halbdunkel ließ sich eine Bühne aus Holz entdecken. Ein älterer Mann aus Höhr-Grenzhausen erzählte mir, das in den 20er Jahren auch Theateraufführungen in dem grossen Höhlenraum stattfanden.
Das weißt du alles und hast es vor mir verschwiegen?! Ich war überzeugt, dass da mindestens ein paar Hexen begraben sind 😉 Und der Eingang nach Narnia, wie gesagt.
Dass die Höhle innen noch groß genug für eine Theaterbühne wurde, hätte ich jetzt auch nicht erwartet.
[…] Alessandra! Nun ist sie weit in ihre Vergangenheit an ihren Heimatort Höhr-Grenzhausen gereist. Der Ort, den sie präsentiert, ist nicht vordergründig geeky, dafür jedoch umso geheimnisvoller, n…Der perfekte Ort für Autoren, um ihrer Fantasie freien Lauf und sich inspirieren zu […]