Top 7: Heldinnen-Duos
Im Laufe der Zeit haben sich ziemlich viele Beiträge angesammelt, die in einem mal mehr, mal weniger ausgereiften Stadium in der Versenkung unveröffentlichter Blogartikel verschwunden sind. Einige, weil sie mir nicht mehr gefallen haben, andere, weil die Zeit für sie noch nicht reif war.
Der nachfolgende Top 7-Beitrag hat auch monatelang als Entwurf herumgedümpelt, obwohl er eigentlich schon fertig war. Ursprünglich inspiriert von „20 Amazing Female Hero Teams“, sollte er die Reihe starten, erschien mir dann aber als Erstling ungeeignet. Und dann als Zweitling. Und so weiter. Irgendwann hatte ich ihn nicht mehr auf dem Schirm.
Zum heutigen Weltfrauen-Tag fiel mir aber wieder ein, dass da noch was war, und voilá, so kommen meine Top 7 der Heldinnen-Duos aus der phantastischen Literatur zeitlich passend doch noch zum Zuge. Ich habe es mir dabei erlaubt, den Begriff der „Heldinnen“ recht weit zu fassen. Zwischenzeitlich stand dort mal „Weibliche Duos und Trios aus der phantastischen Literatur“, aber nehmen wir es mal nicht so genau und fangen stattdessen an. Wie immer im Bewusstsein, bestimmt irgendjemand ganz Wichtiges vergessen zu haben.
![female heroes](https://fragmentansichten.de/wp-content/uploads/2016/05/female-heroes.jpg)
Quelle: Pixabay
1. Scarlett und Rose („Blutrote Schwestern“ von Jackson Pearce)
Werwölfe, Urban Fantasy und die obligatorische Romanze: „Blutrote Schwestern“ hatte bei seinem Erscheinen 2010 alles, was ein Jugendfantasyroman zu diesem Zeitpunkt brauchte und auf den ersten Blick nichts, was ihn von der Masse vergleichbarer Veröffentlichungen abhob. Wären da nicht die beiden Hauptfiguren Scarlett und Rose: Als Kinder wurden sie von einem Werwolf angegriffen – ein traumatisches Erlebnis, aus dem nur Rose körperlich unversehrt hinausging. Seither pflegen beide das Hobby des Werwolf-Slashens in Mondscheinnächten. Scarlett aus leidenschaftlicher Überzeugung, Rose mehr aus Pflicht- und Schuldgefühl gegenüber ihrer entstellten Schwester. Im Urban Fantasy-Setting erzählt „Blutrote Schwestern“ daher vor allem, wie Rose langsam versucht, unabhängig von ihrer Schwester und deren paranormalem Lebensstil zu agieren. Das macht den Roman zu einem vergleichsweise ruhigen, stellenweise melancholischen Erlebnis, und Scarlett und Rose tatsächlich zu dem vielschichtigsten Heldinnen-Duo, das mir bisher untergekommen ist.
2. Emma und Rain („Phantasmen“ von Kai Meyer)
Wir bleiben im YA-Bereich und bei Schwestern. Irgendwie ist man ziemlich schnell bei Kai Meyer, wenn man über weibliche Hauptfiguren in der Phantastik nachdenkt. Auch Merle und Juniper („Die Fließende Königin“) waren mal in dieser Liste, aber nach gut 14 Jahren konnte ich zu den beiden dann doch nicht mehr so viel sagen, außer – irgendwie war das Ende cool, sollte ich noch mal lesen. Na ja, aber zurück zu Emma und Rain. Die beiden durchleben gemeinsam die Apokalypse und geben dabei ein sympathisch-abgebrühtes Gespann ab (auch wenn sie mir im RL wahrscheinlich furchtbar auf die Nerven gehen würden).
3. Laura und Thelma (und Ruthie) („Schutzengel“ von Dean R. Koontz) [SPOILER]
Wann immer das Leben der jungen Laura Shane in Gefahr ist, taucht ein mysteriöser Fremder auf, um sie zu retten. Allerdings nur sie – ihre Freunde und Verwandten haben das Nachsehen. So kommt es, dass sich Laura im Laufe des Buches in einem Waisenhaus wiederfindet, wo sie Freundschaft zu den Zwillingen Thelma und Ruthie schließt. Der geneigte Leser phantastischer Literatur weiß natürlich, dass es nicht gut gehen kann, wenn in einem Science-Fiction-Roman ZWILLINGE auftauchen. Es kommt also, wie es kommen muss, Ruthie stirbt auf tragische Weise und lässt mit Laura und Thelma ein gebrandmarktes Duo zurück. Vor allem Thelmas Figur erfährt anschließend eine bemerkenswerte Entwicklung, die so nicht jedem Autor gelingt. Umso mehr ist es aber schade, dass Thelma im zweiten Teil des Buchs auf einen Nebenschauplatz verwiesen wird, während Laura mit … nun ja … zeitreisenden Nazis kämpft.
4. Rendel und Lyra (und Tristan) („Erdzauber – Die Erbin von Wasser und Feuer“ von Patricia A. McKillip)
Wie so viele meiner ersten Fantasybücher, fiel mir auch „Erdzauber 2 – Die Erbin von Wasser und Feuer“ in die Hände, weil ich im Urlaub nichts mehr zu lesen hatte, meine ältere Schwester aber eine halbe Bibliothek mit sich schleppte – die eben in diesem Fall nicht Band 1, dafür aber Band 2 von „Erdzauber“ beinhaltete. Machte ja nichts. Ich fand es trotzdem schwer unterhaltsam, mit Rendel ihrem verschwundenen Morgon in bester Quest-Manier hinterherzureisen. Unterstützt wurde sie dabei von Kriegerprinzessin Lyra und Morgons Schwester Tristan. Ein unterhaltsames Trio, das schon aus Nostalgiegründen in die Top 7 muss.
5. Rain und Abby („New York Seasons – Sommerkuss“ von Fabienne Siegmund)
Die Freundschaft zwischen Abby und Rain ist trotz ihrer Nähe sehr verletztlich und droht im Verlaufe von Rains märchenhafter Romanze sogar eher zu verlieren denn zu gewinnen. Genau das macht sie jedoch auf schmerzhafte Weise glaubwürdig und verleiht „Sommerkuss“ unwillkürlich Elemente eines Coming of Age-Romans.
6. Dana und Kimber („Faeriewalker“ von Jenna Black)
„Faeriewalker“ steht in dem Ruf, ein Händchen für bemerkenswert unglaubwürdige Liebesgeschichten zu beweisen. Bisschen ungünstig bei einer Romantasy-Reihe. Dass sie trotzdem sehr vergnüglich ist, liegt neben dem ideenreichen Diaspora-Feensetting auch an der Chemie zwischen Protagonistin Dana und ihrer besten Freundin Kimber. Die Kapitel, in denen die beiden im Fokus stehen, würden auch ohne den phantastischen Hintergrund funktionieren, was ich hier als Pluspunkt sehe.
Sobald ein Problem zu komplex wird, um es mit Whiskey und Haferbrei zu lösen, zeigt sich Kimber zwar auch nicht viel nützlicher als die mit viel Heldenmut ausgestattete, aber doch recht inkompetente Dana. Als Duo funktionieren sie aber prima.
7. Yseult und Brangwyn („Flamme und Harfe“ von Ruth Nestvold)
Tja, an wen soll der siebte Platz dieses Mal gehen? An Sandrine und Anjanka, deren schräge Liebesgeschichte dafür sorgte, dass ich mich doch noch durch „Judassohn“ gequält bekam? An Emily und Aurora, die einander in „Lycidas“ nicht im Stich lassen wollten? Oder sogar an Hallistra und Danifae („Der Krieg der Spinnenkönigin – Empörung“), die aber doch ein eher streitbares Duo abgeben? Nein, die Wahl fällt auf Yseult und Brangwyn, ausgerechnet.
Ich fand „Flamme und Harfe“, Ruth Nestvolds Neuinterpretation der Sage um Tristan und Isolde, nicht allzu überzeugend. Viel zu stereotype Figuren, und vor allem Yseult und Drystan sind dermaßen unsympathisch, dass einem ihre Liebesgeschichte im Grunde ziemlich kalt lässt. Spannender sind Brangwyn und Kurneval, die besten Freunde der beiden, die ständig ausbaden dürfen, was das Pärchen so anrichtet. Und so geben Yseult und Brangwyn dann doch ein ordentliches Duo ab … obwohl, eigentlich wären hier Brangwyn und Kurneval das bessere Duo, Yseult ist eher die abusive BFF. Hm, vielleicht sollte ich diesen Platz bei Gelegenheit doch noch mal überarbeiten.
Was lernen wir daraus?
- Außerhalb der Jugendfantasy herrscht ein Mangel an überzeugenden Heldinnen-Duos.
- Außerhalb der Romantasy auch.
- Ich hab doch mehr YA-Romantasy gelesen, als ich dachte.
- Waisen und Rains haben gute Chancen, in dieser Liste aufzutauchen.
- Irgendeine ungeschriebene Regel besagt, dass weibliche Romantasy-Hauptfiguren eine Freundin brauchen, die für sie ständig den Kopf hinhält.
- Ich hab mit mir gerungen, Lucie und Ophelia aus „Spielende Götter“ dazu zu schreiben. Aber es erschien mir dann doch unpassend, eigene Figuren in die Liste aufzunehmen.
Nun, wen vermisst ihr in der Liste, den ich eurer Meinung nach unbedingt hätte aufnehmen müssen?
Aber Lucie und Ophelia waren cool, die Dynamik der beiden hat beim Lesen sehr viel Spaß gemacht.
Jedenfalls eine interessante Liste. Mir würden spontan noch Rachel und Ivy aus Kim Harrisons Hollows-Serie einfallen. Die bilden zwar eigentlich ein Trio mit einem männlichen Pixie, erledigen aber oft genug heldenhaftes Zeug zu zweit, ihre Freundschaft wird sehr gut ausgearbeitet und die beiden gehen, finde ich, durchaus als Heldinnen-Team durch. Und vielleicht noch Elphaba und Glinda aus Wicked? (wobei. Im Musical wahrscheinlich noch mehr als im Buch).
Ansonsten finde ich es gerade wieder einmal sehr frustrierend, dass alles, was mir in den Kopf kommt, gleich mit einem „ach nein, doch nicht“ garniert wird, weil es entweder nur eine Frau in einem Haufen Jungs gibt oder die Duos nur (kleine) Nebenrollen haben. Hm.
Liebe Grüße 🙂
Uh, danke 🙂
Hollows und Wicked kenne ich beide nicht. Aber mit den Gruppen ging es mir bei der Liste auch so. Selbst wenn mehrere Frauen in einer Gruppe sind, haben sie eigentlich nie mal „nur miteinander“ zu tun. Laurana, Goldmond und Tika von der Drachenlanze-Truppe z. B. – es sind nie auch nur mal zwei von denen ohne die Kerle unterwegs. Sowas (und Quotenfrauen) stört mich mehr als die völlige Abstinenz von weiblichen Figuren.
Liebe Grüße
Alessandra
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