
Früher war alles anders 5: „Spielende Götter“
Auf die Idee zu „Früher war alles anders“ kam ich, als mir das Notizbuch zu „Spielende Götter“ beim Aufräumen begegnete und mir beim Durchblättern auffiel, wie viele Änderungen sich bis zur Endversion doch noch ergeben hatten, die ich gar nicht mehr auf dem Schirm gehabt hatte.
Insofern ist es wohl nur konsequent, jetzt mal ein paar Worte zu den Anfängen von „Spielende Götter“ zu verlieren – zumal es das Buch jetzt ja auch als Klappenbroschur gibt, es gerade aus dem Nachdruck gekommen ist und … mir das als guter Zeitpunkt für eine Runde Werbung erscheint. Für die Buchvorstellung verweise ich allerdings aus Gründen auf Zauberwelten-Online.
So, let’s go (habe den Text so geschrieben, dass eigentlich nichts gespoilert wird, wenn man nicht eh Bescheid weiß … und dann sind es keine Spoiler mehr).
Der Titel: Fangen wir mit 3 an
Ebenso wie „Vor meiner Ewigkeit“ stellte auch die Rahmenhandlung von „Spielende Götter“ zunächst nur die Vorgeschichte zu einer anderen Handlung dar. Während die bei „Vor meiner Ewigkeit“ jedoch noch für vier Manuskripte Typ „Jugendsünde“ ausreichte, kam sie bei „Spielende Götter“ nicht über zwei Testkapitel und eine Probeszene für einen Schreibwettbewerb hinaus. Die Handlung war einfach zu sehr High Fantasy, der Cyberhintergrund wirkte aufgesetzt. Deshalb lagerte ich „Holus IV“ ein und begann mit „Holus III“ – so der Arbeitstitel von „Spielende Götter“.** Ein paar Aspekte von „Holus IV“ haben es zumindest noch in eine Unterhaltung von Lucie und Eleonor geschafft.
Das Spielkonzept: Anpharis‘ Abhängigkeit
Das Spielkonzept erlebte eine Überarbeitung: Ursprünglich sollten die Virtuellen von Primärrealen gesteuert, also trotz eigenem Bewusstseins dem Spielerwillen unterworfen sein. Lucie wäre dabei Anpharis‘ Spielerin gewesen, aber damit war sie mir zu passiv. Außerdem hätte es bedeutet, dass den Virtuellen ihr Zustand bewusst ist, wodurch Ophelias Gedankenkonstrukt an Aussagekraft verloren hätte.
Ausgefeilte Skizzen im grünen Notizbuch
Die Figuren: Ioree und Taryantas
Apropos Ophelia: Änderungen gab es auch bei einigen der Figuren. Im Notizbuch taucht beispielsweise immer mal wieder eine „Ioree“ auf, die offenbar mal was mit Xelic anfangen sollte. Entsprechend handelt es sich dabei nicht um Iothiree, die später mehr oder weniger ihren Namen abbekommen hat, sondern um eine virtuelle Eonal-Klerikerin, die im finalen Manuskript nicht mehr auftaucht. Fragmente von ihr finden sich noch in Rilei und Tirians Verlobter.***
Klassischerweise findet sich außerdem in jedem meiner Manuskripte eine Figur, die im Laufe des Schreibprozesses eine zentralere Rolle einnimmt als ursprünglich geplant. In „Vor meiner Ewigkeit“ ist das Amy, in „Melodie der Toten“ sind es die Zwillinge und in „Spielende Götter“ Taryantas. Eigentlich sollte er nur in seinem ersten Kapitel auftauchen – also irgendein random Typ sein, an dem Lucie ihre Macht demonstriert. Erst beim Schreiben fiel mir auf, dass er der ideale missing link zwischen Lucie und Ophelia war. Deshalb wurde aus ihm Ophelias Avatar mit flexiblen moralischen Standards.****
Taryantas in Aktion (cr Fabian Dombrowski)
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Damit also ein paar Einblicke in die Werkstätten von „Spielende Götter“. Im Dezember geht’s wieder mit einem anderen Autoren weiter.
*Das war er eigentlich auch – die Figuren waren aus einem High Fantasy-Setting eingewandert.
** „Holus I“ und „Holus II“ blieben Vorgeschichte.
*** Holla, die Gute muss tatsächlich ohne Namen auskommen.
**** Wobei er ursprünglich noch mehr Richtung neutral-böse ging. Spoiler: Beispielsweise sollte mal er statt Askarean es sein, der Lina tötet.
[…] „Alessandra schreibt über Holus“ wurde. Über einige der Zwischenschritte habe ich bereits 2016 einen Blogbeitrag geschrieben, und offen gestanden kann ich mich an einige davon inzwischen gar nicht mehr erinnern. (Ioree, wer […]