Oktoberansichten 2016
Es gab diesen Monat ein paar Artikel, über die zu diskutieren sich definitiv lohnen würde. Ich lasse es aber ausnahmsweise bleiben und erkläre den Oktober stattdessen zum Eventnachlese-Monat. Hmm, so ist das. Und ich sage euch – es wird persönlich. Es wird Schleichwerbung geben. Es wird sogar offensichtliche Werbung geben.
Jo, ihr seid also gewarnt, ich wünsche euch viel Spaß und krasse Aha-Momente 😉
Allein unter Bloggern: Die Frankfurter Buchmesse
Den Anfang macht der Klassiker unter den Mitte/Ende-Oktober-Buchevents, die Frankfurter Buchmesse . Die hat unter Schriftstellern nicht gerade den besten Ruf, schon gar nicht unter Phantasten. Aber, nun, ich mag sie. Vermutete bisher, das läge daran, dass ich sie bisher nie unter irgendwelchen geschäftlichen Aspekten besucht habe, sondern entweder als schlicht buchinteressierte Besucherin oder als Cosplayerin.
Dieses Jahr bin ich das erste Mal mit /dramatischer Trommelwirbel/ mega geschäftsmäßigen Terminen hingefahren und hab mich dabei abwechselnd wie das Eichhörnchen aus „Ab durch die Hecke“ und (Film-) Marvin* gefühlt.
Erster offizieller Anlaufpunkt war mein erstes Blogger-Treffen, das von einem Publikumsverlag ausgerichtet wurde. Es war … eigenartig. Ich kam mir vor wie damals auf meinen ersten Conventions, auf denen ich niemanden kannte und mich im Extremfall nicht einmal traute, Christoph Hardebusch anzusprechen, den ich eigentlich hätte interviewen sollen. Alle standen in Grüppchen herum, haben wilde Erfahrungsberichte über die letzten geschriebenen Rezensionen ausgetauscht, von dramatisch anwachsenden SUBs berichtet und mit den Verlagsleuten über „Abgreif-Blogger“ geklagt. Ich habe versucht, nicht im Weg zu stehen. Netzwerken? Kann ich!
Beim offiziellen Teil des zweistündigen Treffens wurden Fotos attraktiver Schriftsteller hochgehalten und die Bloggerinnen durften ein bisschen kreischen, als ginge gerade Benedict Wells um die Ecke.** Irgendwann erkundigte sich ein männlicher Blogger, wie es denn um Schriftstellerinnen stünde. Leider gab’s zu denen keine Fotos.
Nachdem das geklärt war, durften sich wieder Grüppchen bilden und ich versuchte erneut, nicht im Weg zu stehen. Glücklicherweise fand ich eine andere Bloggerin, die ebenfalls ziemlich verloren wirkte und, wie sich herausstellte, ebenfalls niemanden auf dem Treffen kannte. Wir haben dann gemeinsam versucht, nicht im Weg zu stehen, ich wurde noch in die Welt des Kochbuch-Bloggens eingeführt und schließlich bot sich eine Möglichkeit zur gemeinsamen Flucht. Eingedeckt mit Buttons und Notizbüchern, versteht sich. Letztlich hat das mit dem Netzwerken also doch noch irgendwie hingehauen. Yeah.
Die restlichen Treffen mit Mephistoianern und Panisten liefen dann doch deutlich produktiver ab und willkommene Gang-Wiedersehen machten meinen Messe-Freitag zu einer kurzweiligen Sache, die ruhig noch etwas länger hätte andauern dürfen. Mag die Frankfurter Buchmesse also offenbar generell. Aber ich musste mich ja noch an den Hintern von Hessen kutschieren lassen, wo ich erstmals Teil der legendären Art Skript Phantasik-ohneohren-bisschen Amrûn-WG sein durfte.
Ich hatte meinen eigenen ASP/ohneohren-Schrein, höhö!
Shiny and chrome: Der BuCon
Damit die weiter so legendär bleibt, schweigen wir uns über die Einzelheiten dieses denkwürdigen Zusammenlebens aus und kommen direkt zum zweiten Klassiker, dem BuchmesseCon oder einfach BuCon, der wie üblich am Buchmessensamstag im Bürgerhaus von Dreieich-Sprendlingen stattfand.
Auch hier gab’s für mich eine Premiere, da ich gemeinsam mit meinen oo-Verlagskolleginnen Melanie Vogltanz und Claudia Mayer*** eine Lesung hatte, in meinem Fall aus „Spielende Götter“. Trotz der vor allem für Besucher des Galaktischen Forums unzumutbaren Zeit (11 Uhr) war es ziemlich voll. Mehr Publikum hatte ich seit Uni-Zeiten nicht mehr und ich glaube, auch sonst lief es ganz gut.
Ingrid moderiert, Alessandra, Melanie und Claudia gucken rum (Foto von davidknospe.de)
Ansonsten wurde über den BuCon schon viel geschrieben und bebildert und ich kann mich eigentlich nur dem allgemeinen Tenor anschließen: Es war mal wieder eine sehr knuffige Angelegenheit und toll, so viele Bekannte (wieder) zu treffen, denen man sonst meist nur im Netz über den Weg läuft. Auch wenn ich ein paar offenbar mal wieder verpasst habe …
Am ohneohren-Stand gab es erstmals die Klappenbroschur-Version von „Spielende Götter“ zu erwerben, die ich allen nur wärmstens ans Herz legen kann. Sie glänzt und fühlt sich voll geschmeidig an. Auf einer der Klappen gibt’s eine Illustration von Fabian Dombrowski. Und der Inhalt ist auch ganz toll, ja wirklich! Wenn ihr mir nicht glaubt, müsst ihr das Buch zur Falsifizierung kaufen. Wenn ihr mir glaubt, ist es nur folgerichtig, es ebenfalls zu kaufen.
Eine von Fabians Illustrationen zu „Spielende Götter“ (cr Fabian Dombrowski)
Wenn ich nicht gerade mit dem Finger über den geschmeidigen Einband gefahren bin (er ist so shiny), habe ich mich erfolgreich vom Bücherkauf abgehalten. Was mir angesichts von Exemplaren wie der Neuauflage von „Elric“ (muss mal eine Wissenslücke schließen) vermutlich nur deshalb gelungen ist, weil ich schon so bepackt mit Belegexemplaren war. Oh, da fällt mir ein, zum BuCon ist auch die illustrierte Anthologie „Die Putze von Asgard“ im Machandel-Verlag erschienen. Entstanden ist sie als Fun-Projekt mit Kollegen/-innen wie Tina Skupin oder Alana Falk und ich bin selbst mal gespannt, was mich in den einzelnen Geschichten so erwartet. Von mir gibt’s jedenfalls eine Putzfee in Diensten einer Splatter-Elfe, die sich vor Blut ekelt. Fun-Projekt, wie gesagt. Ging aber wie geschnitten Brot auf’m Con.
„Die Putze von Asgard“, Machandel Verlag, ISBN (Broschur): 978-3-95959-026-6
Die meisten Lesungen und Vorträge habe ich wegen akuter Verquatschung oder Gratis-Tee verpasst, aber zum Panel von Erik Hauser und Oliver Plaschka habe ich es dann doch geschafft. Über dieses hat schon Thomas Heidemann auf seinem Blog berichtet, sodass ich wenigstens noch sagen kann, wie die erste Kurzgeschichte hieß, die el Plaschka zum Besten gegeben hat. „Jenseits der Mauer des Morgens“ nämlich und damit wurden wir erst mal alle melancholisch gestimmt. Danach wurde es mit der Einstimmung zu Eriks „Jenseits des Rheins“ (das im falschen Brühl spielt, pff) aber schwarzhumoriger und satirischer. Dem Trend ist auch Olivers zweite Geschichte gefolgt und da Thomas deren Namen nicht erwähnt, muss ich wohl selbst mal recherchieren. Sie ist jedenfalls in einer phantastisch!-Ausgabe erschienen, also war es vielleicht „Ein Wunder der speziellen Art“. Aber ich glaub, sie hieß anders. Anyway, sobald ich Ahnung hab, ergänze ich es, bis dahin belasse ich es bei einem unprofessionellen „war voll unterhaltsam, lest euch die Geschichte ohne Namen mal durch!“ Gilt übrigens auch für die Auszüge aus „Jenseits des Rheins“. (Edit: Es war doch „Ein Wunder der speziellen Art“!)
Abends wurde auf dem BuCon der Deutsche Phantastik Preis vergeben, dieses Mal angenehm lakonisch von Dirk van den Boom moderiert.**** Im Großen und Ganzen habe ich ein außergewöhnliches Talent dafür bewiesen, die falschen Gewinner vorherzusagen. Na immerhin, bei „Keine Menschenseele“ (Faye Hell / Bestes Debüt) und „Das öde Land“ (Oliver Plaschka / Beste Kurzgeschichte) lag ich noch ganz gut, bei den meisten anderen Kategorien … nicht so 😉 Den Preis für den besten Roman hat Susanne Pavlovic für „Feuerjäger 1“, ihren Amrûn-Renner, erhalten. Auch wenn der Preis international keine Bedeutung besitzt, freue ich mich übrigens, dass „Bester Roman international“ an Terry Pratchetts „Die Krone des Schäfers“ ging. Die Liste aller Gewinner gibt’s ganz offiziell hier.
Die gesammelten DPP-Preisträger 2016 (Foto von davidknospe.de)
Ein bisschen Open Air im Oktober: Die Kitty Moan Con
Ehe sich der Con-Blues ganz entfalten konnte, stand am 29. Oktober mit der Kitty Moan Con schon das nächste Phantastik-Event an. Getreu der zugrundeliegenden Heftroman-Reihe richtet sich diese Con gezielt an ein erwachsenes Publikum, was sich in der überschaubaren Halle abgesehen von der Buchauswahl der üblichen verdächtigen Verlage (BLITZ, Fabylon, Torsten Low, Acabus u. a.) allerdings nur an einer denkwürdigen (männlichen) Plastikpuppe zeigte.
Hab meine Bücher mal bei Torsten Low eingeschmuggelt …
Ein Event wie die Kitty Con, die erst zum zweiten Mal stattfand, mit dem auf eine lange Tradition zurückblickenden BuCon (oder gar der hochprofessionalisierten Frankfurter Buchmesse) zu vergleichen, ist natürlich unfair. Und von abendlichen Konzerten über solides Con-Catering und Piraten-Hochzeit (…) bis hin zum stylischen Conbuch gibt’s auch durchaus einige Pluspunkte, bei denen sich der Neuling nicht gegenüber dem BuCon oder anderen Verwandten verstecken muss. Trotzdem lässt sich nicht verschleiern, dass es einige Probleme gab, vor allem, was die Lesungen angeht. Eigentlich hätten die in Zelten stattfinden sollen – nur wurden die wohl fehlerhaft angeliefert und konnten daher nur als Fragmente aufgebaut werden. Dem Veranstalter kann man das nicht unbedingt zur Last legen, ärgerlich war’s trotzdem. Die ersten Lesungen mussten ersatzlos ausfallen, die nachfolgenden fanden praktisch open air statt. Hatte ein gewisses Festivalfeeling und glücklicherweise machte auch das Wetter mit, aber ich sag mal … ideal war’s jetzt nicht. Ich hatte bei meiner Lesung aus „Liminale Personae“ und „Spielende Götter“ noch das Glück, mikrofonlos nur gegen vorbeifahrende Autos und die Nachbarlesung anbrüllen zu müssen, spätere Vortragende durften sich zusätzlich mit angrenzenden LARP-Videodrehs und den nach Sonnenabschied nicht mehr ganz so sommerlichen Temperaturen anfreunden.
Just keep smiling.
Da man auch als Schriftsteller bei solchen Events immer etwas Geld für Anfahrt, Verpflegung etc. in die Hand nimmt, ist so etwas natürlich ärgerlich, zumal die Umstände nicht unbedingt viel Publikum angelockt haben.***** Aber man geht ja auch aus Freude an der Sache zu Cons, also ich zumindest. Entsprechend hatte ich trotz allem einen unterhaltsamen Tag, den ich nutzen konnte, um mich mal näher mit einigen Ausstellern zu unterhalten, die ich sonst immer nur so vom Hörensehen kannte. Ja ja, irgendwann lern selbst ich noch das mit dem Netzwerken, ich sag’s euch! Bis dahin führe ich Unterhaltungen einfach um ihrer selbst willen.
Ich danke für die Aufmerksamkeit.
Ein P. S. zur Verlosung: Erfreulicherweise kamen gegen Ende doch noch einige Mails rein und heute Abend lose ich dann aus und benachrichtige die Gewinner (siehe dazu dann auch den Originalpost). Danke an alle, die teilgenommen haben! =)
* Nicht wegen der Depressionen, sondern weil er immer so verloren wirkt zwischen den hektischen Menschen. Ach, Vergleiche erklären ist irgendwie uncool.
** Keine Ahnung, wie der aussieht, aber ist offenbar gerade der Poster-Boy im Bloggerland.
*** Claudia ist für mich übrigens neben der Tümpelfee der zweite Beweis, dass Phantastik-Szene und restliche Welt ziemlich klein sind. Als wir noch beide studiert haben, sind wir uns über den Weg gelaufen, als wir beim Allgemeinen Hochschulsport mit Stäben aufeinander eingehauen haben (Escrima) und als ich gelesen hab, dass sie nun auch bei ohneohren veröffentlicht, dachte ich nur so: „WTF?“
**** Leider war’s wohl für die BuCon–DPP-Kombi das vorerst letzte Mal. 2017 soll der Preis stattdessen auf der Phantastikon verliehen werden, die Anfang September das erste Mal stattfindet. Mal schaun, ob die gegenüber der derzeitigen Masse an Phantastikveranstaltungen ein Alleinstellungsmerkmal finden kann und inwiefern das den BuCon beeinflusst.
***** Der Fairness halber muss aber gesagt werden, dass man als nicht allzu bekannter Autor auf kleineren Cons generell nicht mit Wogen begeistertem Publikums rechnen sollte – egal, ob sie nun drinnen oder draußen stattfinden und neu oder etabliert sind.
Entweder habe ich Tomaten auf den Augen oder du hast dein erstes Kommentarsternchen im Fließtext vergessen? (Dabei bin ich doch so neugierig …)
In deinen Beschreibungen zum Netzwerken finde ich mich auch wieder. Als ich das erste Mal bei einem TiZi-Treffen auf der LBM war, ging es mir genauso. Oder beim letzten Treffen im Schieferpark. Oder als ich auf der letzten LBM mal fast einen ganzen Tag bei Autoren@Leipzig verbracht habe. *sfz* Ob das so eine Eigenheit von (vielen) Schriftstellern ist? Waren da noch mehr Schriftsteller auf dem Bloggertreffen oder waren das doch eher „nur“ bloggende Leser? (Mit allem Respekt gefragt. Ich will hier jetzt keinen Grabenkampf vom Zaun brechen. O.o)
Von der Kitty Moan Con habe ich noch nie gehört. Im ersten Augenblick dachte ich, das wäre eine Cosplay-Con bzw. eine ultra kleine Regio-Con wie die Connichi. Geh gleich mal auf der Website stöbern.
Das Sternchen ist da, es versteckt sich nur hinter „Marvin“ (dem Roboter aus „Per Anhalter durch die Galaxis“) 🙂
Ach ja, von meinen ersten TiZi-Stammtisch- und -BuCon-Treffen kenne ich das auch. Hatte da immer das Gefühl, alle sind total dicke und knuddeln sich und tun und machen – und ich gucke verwirrt zu. Kann schon sein, dass es eine Eigenheit vieler Schriftsteller ist, aber nicht mal der meisten, würde ich sagen. Wir müssen ja jetzt alle mega-vernetzte Rampensäue sein.
Ich vermute, die meisten waren „nur“ bloggende Leser, aber genau kann ich es nicht sagen, da ich nur bei einer Handvoll überhaupt die Blogs zuordnen kann. Die Kochbuch-Bloggerin und ich waren aber eh schon Exoten, weil wir offenbar die Einzigen waren, die keine reinen Rezensionsblogs hatten.
Du, das ist auch eine kleine Regio-Con. Sie hat im Vorfeld relativ stark die Cosplayer angesprochen, aber der Fokus lag schon auf Literatur.