Februaransichten 2015

1. März 2015 10 Von FragmentAnsichten

Verfilmungen, Fanzine-Sterben und neue Artikel. Ein Blick auf die Februarereignisse der Phantastikszene im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus.

Verfilmungen deutschsprachiger Fantasyromane sind eine echte Rarität. Als es erste Gerüchte gab, dass Tommy Krappweis‘ Mara-Trilogie verfilmt werden sollte, habe ich darauf zunächst nicht viel gegeben. Gerüchte gibt es schließlich ständig zu irgendwelchen Romanen, und wann wird schon mal wirklich etwas daraus?! Aber für jemanden, der seinen Verlag dazu bringt, an seinen Hardcover-Roman gleich noch ein germanisches Mythologie-Lexikon anzuhängen, ist eine Verfilmung natürlich ein Klacks. Und so hat der medial bewanderte Krappweis geschafft, was selbst Kai Meyer bisher verwehrt blieb: Am 2. April startet die Realverfilmung zu „Mara und der Feuerbringer“ und vor wenigen Tagen sind dazu zwei Trailer veröffentlicht worden (Nr. 1 und Nr. 2). Ich habe das Buch 2011 für eine meiner Schwestern gekauft und später dann auch selbst gelesen (das war natürlich nicht von vornherein geplant ;)). Es entpuppte sich als sehr humorvoller und detailverliebter Geheimtipp mit einer überdurchschnittlich sympathischen Heldin. Die Trailer können mich bisher nicht in allen Details überzeugen – was auch daran liegen mag, dass mein eigenes Kopfkino zu dem Roman noch recht ausgefeilt ist -, aber sie versprechen auf jeden Fall vergnügliche Kinounterhaltung. Und allein für den Vorstoß, in Deutschland einen Fantasyfilm zu produzieren, muss man ja allen Verantwortlichen danken.

Während man im Filmbereich also durchaus Hoffnung haben darf, sieht es für die Fanzines der Phantastikszene immer schlechter aus. Nachdem im letzten Jahr schon unter anderem die Neues aus Anderwelt, der Fandom Observer und die Elfenschrift ihre Arbeit eingestellt haben, stehen auch weitere Magazine auf der Kippe: Zwar ist im Februar eine neue Phantast-Ausgabe mit dem Thema „Fernost“ erschienen, aber wenn sich kein neuer Layouter findet, dürfte das gleichzeitig auch die letzte Ausgabe gewesen sein. Ähnlich sieht es beim Jahrbuch Magira aus: Michael Haitel und Hermann Ritter haben für die 2014er Ausgabe das letzte Mal die Rollen der Herausgeber übernommen. Neue sind, soweit ich weiß, bisher nicht gefunden. Aber immerhin, mit leichter Verspätung ist im Februar das Magira – Jahrbuch zur Fantasy 2014 erschienen. Den Vertrieb übernimmt dieses Mal Amrûn. In dieser Ausgabe setzt sich unter anderem Laura Dümpelfeld mit Nachahmungen in der Phantastik auseinander, Hermann Ritter widmet sich der Verbindung von Heidentum und Fantasy und ich wende mich dem allseits beliebten Thema Eskapismus zu. Außerdem gibt’s natürlich wieder die Veröffentlichungsliste, zahlreiche Rezensionen und vieles mehr. Ich habe ebenfalls eine Rezension beigetragen, nämlich zu Midwinter von Matthew Sturges – einem Roman, der stark anfängt, letztlich aber nur Mittelmaß ist. Genaueres im Jahrbuch 😉 Mit dem Science Fiction Jahr 2015 hat sich außerdem ein weiteres Kompendium angekündigt. Zur Abwechslung soll es nicht bei Heyne erscheinen, sondern beim Golkonda Verlag.

Vom Fanzine-Sterben unberührt blieb bisher der Geisterspiegel. Zum Glück, denn so konnte ich hierfür Anfang des Monats Thilo Corzilius zu vergangenen Werken und der geplanten Zukunft befragen.
Auch die Blogger bekommen das Fanzine-Sterben nicht zu spüren, ja, wahrscheinlich profitieren sie sogar gewissermaßen davon. Neu für mich entdeckt habe ich Florian Borns Phanwelten; seinen Artikel „Genetik in der Fantasy“ habe ich ja bereits rebloggt, aber auch sonst gab es den Monat dort interessantes zu entdecken. Zum Rassismus-Artikel wollte ich eigentlich noch einen längeren Kommentar veröffentlichen … na, mal schauen, wann ich dazu noch komme. Weiterhin empfehlenswert bleibt außerdem Translate or Die. Anfang des Monats hat sich Markus Mäurer hier in seiner Reihe „Epische Fantasy von Frauen“ der Erdzauber-Trilogie von Patricia A. McKillip gewidmet. Was mich besonders freut, da Erdzauber die erste Fantasy-Trilogie war, die ich je gelesen habe und ich es schade finde, dass sie inzwischen kaum noch jemand kennt. Fast so schade, wie dass McKillips andere Romane mich, um es höflich auszudrücken, nicht annähernd so fesseln konnten wie „Erdzauber“ …

Lebendig zeigt sich die Szene auch in anderer Hinsicht: Beispielsweise durch die Phantastische Akademie, die die Shortlist des SERAPH herausgegeben hat oder durch den S. Fischer Verlag, der 2016 ein phantastisches Imprint namens Tor starten will.

Eine traurige Nachricht gab es zum Ende des Monats: Am 27. November ist Mr. Spock-Darsteller Leonard Nimoy verstorben. Ihm zu Ehren wurden in den letzten Tagen unzählige lesenswerte, teils sehr bewegende Nachrufe, Hintergrundartikel und Statements veröffentlicht. Unter anderem erwies Claus Kleber Nimoy die Ehre und bei Spiegel Online wurde ein interessanter Artikel zur Beziehung zwischen Nimoy und William Shattner veröffentlicht.